Wieder einmal wird gefragt: »Wo bleiben die Intellektuellen?« Nein, nicht in der 3sat-Sendung »Kulturzeit« (die hat Sommerpause), die sich immer wieder darum sorgt, dass die sogenannten Intellektuellen sich zu allen möglichen Themen der Politik zu Wort melden. Diesmal ist es ein Artikel der NZZ, in dem der Germanist und Publizist Peter von Matt diese Frage gestellt wird.
»Der Intellektuelle müsse überraschen und die ‘Routinen des Schreibens und Lesens brechen’, sagt von Matt.« Das ist rückhaltlos zu unterschreiben. Aber was passiert eigentlich, wenn genau das geschieht? Klopfen dann nicht die gleichen, die das Engagement des Intellektuellen mit Verve gefordert haben, die entsprechenden Äußerungen auf ihre eigene Meinung ab? Und was passiert, wenn dies dann nicht mit dem längst vorgebildeten Urteil der Redaktion, der Partei, der NGO übereinstimmt? Mindestens winkt dann das Etikett »umstritten«, wenn nicht gar noch Schlimmeres: Der Ausstoß aus dem mehr oder weniger exklusiven Club der gutmeinenden Welterklärer.