
Ein bisschen erinnert Barbara Hoffmeisters Buch »S. Fischer, der Verleger« an diese Situation. Da werden Zitate von Imre Kértesz und Siegfried Unseld in eine Lebensgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts eingestreut und man fragt sich wozu. Zwar vermeidet Hoffmeister die Gattungsbezeichnung »Biografie« und verwendet stattdessen den Begriff der »Lebensbeschreibung«, aber so ganz vermag sie den biografischen Anspruch nicht aufzugeben. Die direkte Quellenlage scheint allerdings mindestens zu bestimmten Lebensphasen Fischers eher dürftig. Hinzu kommt eine vertiefte Verschwiegenheit Fischers. Er hatte weder Tagebuch geschrieben, noch äußerte er sich regelmäßig in der Öffentlichkeit. Daher übt sich die Autorin in Spekulationen, die sie jedoch immerhin als solche kennzeichnet. Dennoch befremden irgendwann die zahllos erscheinenden Konjunktive. Natürlich könnte sich Fischer auf der Weltausstellung am Stand der »Firma S. Reich & Co.« befunden haben. Oder womöglich unter den Schaulustigen irgendeiner Veranstaltung gewesen sein. Wahrscheinlich war Fischer am 29. Juli 1890 bei der Gründungsversammlung der »Freien Bühne« dabei und wenn ja, so weiß Hoffmeister zuverlässig, dürfte ihm die Massenveranstaltung nicht behagt haben. Aber was würde dies bedeuten? Und warum versteifen sich diese Vermutungen ab und an fast zu Unterstellungen?