Pos­sen­spie­le

»Ich bin psy­chisch sta­bil«, sagt die Schrift­stel­le­rin Mi­chel­le Stein­beck in ei­nem In­ter­view mit dem Schwei­zer »Ta­ges­an­zei­ger«. Ein merk­wür­di­ges State­ment, aber es ist fast schon er­zwun­gen, da die Hil­de Ben­ja­min der deut­schen Li­te­ra­tur­kri­tik, El­ke Hei­den­reich, wie­der ein­mal ei­nen ih­rer Aus­set­zer hat­te und im letz­ten »Li­te­ra­tur­club« der Au­torin ei­ne »ernst­haf­te Stö­rung« at­te­stier­te – und dies ein­zig al­lei­ne, weil ihr, Hei­den­reich, das Buch von Stein­beck (»Mein Va­ter war ein Mann an Land und im Was­ser ein Wal­fisch«) nicht ge­fällt.

Hei­den­reich ent­wicke­le sich zu ei­ner Hy­po­thek für den »Li­te­ra­tur­club« stell­te dann auch Gui­do Kal­be­rer im »Ta­ges­an­zei­ger« fest. Die Li­ste der Hei­den­reich-Es­ka­pa­den sind längst Le­gi­on. Aus Grün­den, die nicht nach­voll­zieh­bar sind, steht und stand die Re­dak­ti­on zu ihr. Als sie mit Ste­fan Zwei­fel an­ein­an­der­ge­riet, weil sie ein fal­sches Zi­tat ver­wen­de­te, muss­te nicht sie ge­hen, son­dern Zwei­fel. Die Gran­dez­za, mit der sie neu­lich die­sen Vor­gang ver­dreh­te, muss man erst ein­mal nach­ma­chen.

All­ge­mein wur­de das State­ment von Stein­beck als be­son­nen und rich­tig be­zeich­net. Die Un­ge­heu­er­lich­keit die­ses Vor­gangs an sich ist da­bei ir­gend­wie un­ter die Rä­der ge­kommen: Müs­sen dem­nächst Schrift­stel­le­rIn­nen auf Mut­ma­ssun­gen von so­ge­nann­ten Kri­ti­kern mit ärzt­li­chen At­te­sten re­agie­ren? Wei­ter ge­spon­nen: Muss ein Kri­mi­nal­ro­man-Au­tor dem­nächst pro­phy­lak­tisch ein po­li­zei­li­ches Füh­rungs­zeug­nis vor­le­gen, das er/sie nicht sel­ber ge­mor­det hat?

Wei­ter­le­sen ...