
Unterwegs ins Neunte Land
Mit seinem Buch »Peter Handke – Unterwegs ins Neunte Land« möchte Fabjan Hafner aufzeigen, dass das Slowenische bei Peter Handke mehr als nur eine Beschäftigung mit seinen Ahnen ist, sondern nichts weniger als ein Lebensthema , ja der Generalbaß im Gesamtwerk des Dichters. Slowenien ist Sehnsuchtsort, (s)ein Utopia sui generis und bukolisches Traumland. Die gesamte mütterliche Verwandtschaft Handkes gehörte der Minderheit der Kärntner Slowenen an. Besonders der Grossvater, Gregor Siutz (slowenisch: Sivec) und dessen gleichnamiger Sohn sind Lichtgestalten in Handkes Kindheit und Jugend und bleiben darüber hinaus prägend.
Hafner betont zwar wiederholt, dass Handke selber eine biografische Deutung seiner Erzählungen (insbesondere seiner Slowenien-Rekurse) ablehnt, konzidiert dann jedoch, dass die lebensgeschichtliche Lesart…ergiebiger sei als die intertextuelle. 1942 wurde Peter Handke in Altenmarkt (bei Griffen) in Südkärnten geboren. 1944 geht die Familie nach Berlin (in den Ostteil der Stadt); Handkes Stiefvater (es stellte sich für Handke erst später erst heraus, dass es sein Stiefvater war) kam aus Berlin. 1948 zurück, hat der kleine Handke das Slowenische vollkommen vergessen und spricht »hochdeutsch«, was im Dorf als abgehoben empfunden wird. Er kann sich mit den Einheimischen, wie auch dem Grossvater nur schlecht verständigen; ihren Dialekt versteht er nicht. Hieraus rührt – so Hafner – Handkes generelle Ablehnung des Dialekts gegenüber. Die Familie ist in mehrfacher Hinsicht »am Rand«, der junge Handke doppelt unzuhause: Geografisch bewohnt die Familie einen Hof am Dorfrand; es sind »einfache Verhältnisse«. Gesellschaftlich sind sie Kärntner Slowenen, also eine Minderheit, andererseits stammt der Mann der Mutter aus Deutschland. In der Familie dient (wie auch unter den »österreichischen Kärntnern«) das Slowenische als eine Art Geheimsprache.