Weih­nach­ten mit Wolf­diet­rich Schnur­re

      Sum­mend und pfei­fend gin­gen wir los; Va­ter den Spa­ten auf dem Rücken, ich ei­nen Sack un­ter dem Arm. Hin und wie­der hör­te Va­ter auf zu pfei­fen, und wir san­gen zwei­stim­mig »Mor­gen, Kin­der, wird’s was ge­ben« und »Vom Him­mel hoch, da komm’ ich her«. Wie im­mer bei sol­chen Lie­dern, hat­te Va­ter Trä­nen in den Au­gen, und auch mir war schon ganz fei­er­lich zu­mu­te.
      Dann tauch­te vor uns der Fried­richs­hain auf, und wir schwie­gen.
      Die Blau­tan­ne, auf die Va­ter es ab­ge­se­hen hat­te, stand in­mit­ten ei­nes stroh­ge­deck­ten Ro­sen­ron­del­ls. Sie war gut an­dert­halb Me­ter hoch und ein Mu­ster an eben­mä­ßi­gem Wuchs.
      Da der Bo­den dicht un­ter der Ober­flä­che ge­fro­ren war, dau­er­te es auch gar nicht lan­ge, und Va­ter hat­te die Wur­zeln frei­ge­legt. Be­hut­sam kipp­ten wir den Baum dar­auf um, scho­ben ihn mit den Wur­zeln in den Sack, Va­ter hing sei­ne Jop­pe über das En­de, das raus­sah, wir schipp­ten das Loch zu. Stroh wur­de drü­ber­ge­streut. Va­ter lud den Baum auf die Schul­ter, und wir gin­gen nach Hau­se.

Wei­ter­le­sen ...