
Da hört der Literaturwissenschaftler Arnold Maxwill 2023 ein Interview mit dem Schriftsteller Ralf Rothmann auf WDR5 und ärgert sich, dass nach noch nicht einmal zwei Minuten die Rede auf Rothmanns Absage, sein Buch zum Deutschen Buchpreis 2015 einzureichen, thematisiert wird. Die Causa scheint, so Maxwill, »wichtig genug, um sie gleich an den Anfang zu stellen«. Nun, sie ist offenbar derart wichtig, dass man darüber nach inzwischen zehn Jahren ein Buch über 77 Seiten plus 265 Anmerkungen auf weiteren 43 Seiten schreibt.
Durch seinen Verlag Suhrkamp hatte Rothmann 2015 ausrichten lassen, seinen Roman Im Frühling sterben nicht zum Deutschen Buchpreis einzureichen. »Ich möchte nicht«, so lautet die Formulierung, die er hierfür verwendet haben soll. Eine Paraphrase der Melville-Figur Bartleby, der in seiner Position als Angestellter mit »I would prefer not to« passiven Widerstand seinem Chef und überhaupt der Welt gegenüber leistete. Maxwill nennt denn sein Buch passend Lieber nicht.
Schon 2008 hatte Peter Handke den Börsenverein gebeten, seine Erzählung Die morawische Nacht, die auf der Longlist gelandet war, zu entfernen, um jüngeren Autoren den Vorrang zu geben. Ab und an kommt Maxwill auf Parallelen zwischen Handke und Rothmann zurück. Sein Fokus liegt jedoch eindeutig auf Ralf Rothmanns Textgenese, seinem Umgang mit Manuskripten und dem (leider notwenigen) Literaturbetrieb im speziellen und allgemeinen.