Siebenmal kommt das Wort »Diskurs« im Text von Uwe Kammann, dem Direktor des Grimme-Instituts, vor, in dem er die Nominierung des »Dschungelcamps« in der Kategorie Unterhaltung verteidigt. Es ist ein merkwürdiger Diskurs, der hier fast beschworen wird: »…die Stärke des Grimme-Preises ist nicht allein die hohe Qualitätskonstanz bei der Auswahl, sondern sie besteht auch und vor allem im Diskurs über eben diese Qualität.« Was Kammann darunter versteht, kommt gleich danach: Rund »60 renommierte, unabhängige Personen« beraten »über sieben Wochen das Gesamtangebot eines Fernsehjahres«. Wie gut, dass da schon die Adjektive »renommiert« und »unabhängig« stehen, das entlastet den Leser von der eigenen Prüfung. Merkwürdig, dass die Mitglieder der Nominierungskommissionen deutlich weniger als 60 sind. Und wer da »unabhängig« und/oder »renommiert« ist, möge jeder selber entscheiden.
Der »Diskurs« findet also in den Gremien des Grimme-Preises statt. Der öffentliche Diskurs findet also frühestens erst nach dem Ereignis (= Nominierung) statt. Er ist somit »nur« als Kritik möglich. Einen direkten Einfluss hat das Publikum nicht. Das ist meines Erachtens auch nicht das Problem. Es galt ja bisher als ein Markenzeichen des Grimme-Preises eben nicht nach Quoten und Marktanteilen zu schielen und seine Entscheidung unabhängig davon zu treffen. Es ging, so die Idee, um »Qualität«. Hierauf geht Kammann auch ein, in dem er eine »Qualitätskonstanz« bei den Nominierungen ausmacht. Das muss er natürlich unterstellen, weil es ansonsten die Preise ad absurdum führen würde. Und hieran entzündet sich ja auch die Kritik. Die gab es reichlich. Kammann fühlt sich berufen, die Nominierung, die »einstimmig« erfolgte, zu verteidigen. Das ist gut so, weil dieser Text mehr zeigt, als zehn Grimme-Preise aussagen könnten.