Frank Brady: EndspielEs ist fast auf den Tag genau 40 Jahre her, dass der Amerikaner Bobby Fischer in Reykjavik Boris Spasski besiegte und Schachweltmeister wurde. Die schier übermächtige Dominanz der sowjetischen Schachspieler war gebrochen. Überlagert wurden die letzten Tage des Finales dieses heute noch als denkwürdig geltenden Zweikampfes von den beginnenden Olympischen Spielen in München (und später dem Terroranschlag ebenda). Schon damals war man ungeduldig und interessierte sich mehr für die unüberwindlich scheinenden Probleme zwei Monate vorher, die den Schachwettkampf fast zum Platzen gebracht hätten. Bobby Fischer galt – freundlich formuliert – als exzentrisch, stellte Bedingungen, die bis ins kleinste Detail gingen und drohte ständig, den Wettkampfort zu verlassen. Mehrmals waren die Rückflüge schon gebucht. Die erste Partie hatte er verloren und fühlte sich durch eine Kamera gestört. Zur zweiten Partie trat er nicht an, da seine Forderung, alle Kameras aus dem Spielsaal zu entfernen, nicht umgesetzt wurde. Nun drohten die Sowjets ihrerseits, Spasski werde Reykjavik verlassen sollte Fischer nicht antreten. Fischer kam nicht zur Partie, Spasski gewann diese kampflos und lag nun mit 2:0 in Führung. Der Weltschachverband FIDE, damals Monopolist, telegraphierte an den Schiedsrichter Lothar Schmid, dass Fischer disqualifiziert werden sollte, wenn er weiterhin nicht zu den Partien erscheinen sollte. Die amerikanische Publizistik flehte Fischer an. Vorher hatte schon Henry Kissinger in einem persönlichen Telefonat an Fischers Patriotismus appelliert. Schließlich hatte Fischer dann durchgesetzt, dass ihm (und Spasski) ein Teil der Eintrittsgelder ebenfalls zukommen sollten. Damit hätte er selbst bei einem Verlust rund 120.000 Dollar erhalten; eine für damalige Zeiten in Verbindung mit Schach unfassbar hohe Summe. Endlich kam der diplomatisch-kluge Lothar Schmid auf eine rettende Idee, das Match ging weiter, Fischer gewann mit brillanten Spiel – und dieser Wettkampf wird heute in der Tradition von Muhammad Alis »Rumble in the Jungle« als Jahrhundertevent eingeordnet.