Aria­ne Brei­den­stein: Und nichts an mir ist freund­lich

Ariane Breidenstein: Und nichts an mir ist freundlich
Aria­ne Brei­den­stein: Und nichts an mir ist freund­lich

Ein As­so­zia­ti­ons­rausch. Ko­ral­len­bäu­me des Er­zäh­lens. Ei­ne mit­rei­ssen­de Sua­da. Viel­leicht ein Me­ne­te­kel. Manch­mal mit fei­ner Iro­nie und manch­mal (wie die ganz frü­he Je­li­nek) sprach­spie­le­risch-ka­lau­ernd (Nah­rung, Neh­rung, Ku­ri­sche). Und vor al­lem mit fast im wört­li­chen Sin­ne wahn­sin­ni­ger Spra­che mit ei­ner gleich­zei­tig an­mu­ten­den, an­hei­meln­den Sprach­me­lo­die; ein in den be­sten Sze­nen rhyth­misch-poe­ti­sches Wut­ge­dicht in Pro­sa­form (die manch­mal ei­gen­wil­li­ge Kom­ma­set­zung will erst er­le­sen wer­den). Und da­bei mei­len­weit von ei­ner fau­len Ent­rü­stungs­me­ta­pho­rik oder scha­lem Ge­wit­zel ent­fernt. Ein Buch für die sprich­wört­li­che In­sel – es ver­langt nach mehr­ma­li­ger, in­ten­si­ver Lek­tü­re und je­des Mal er­scheint ein neu­er Aspekt, ein neu­es De­tail, ein neu­er Ton, der al­les vor­he­ri­ge nicht kon­ter­ka­riert, son­dern er­gänzt und man wird und wird mit dem schma­len Büch­lein so schnell nicht fer­tig.

Am An­fang be­geht man viel­leicht noch den Feh­ler, der Frau, der of­fen­sicht­lich je­des so­zia­le Ver­hal­ten fremd ist, ein­fach ei­ne Krank­heit an­hän­gen zu wol­len, nach ihr zu fahn­den, zu dia­gno­sti­zie­ren. Ih­re Som­nam­bu­li­tät ei­ner­seits und rast­lo­se Un­ru­he an­de­rer­seits; ihr ani­mi­sti­sches Den­ken, ih­re Be­trach­tungs­ver­ses­sen­heit (wer hat je­mals ei­ne zer­mat­sche Erd­bee­re am Bo­den so schön und me­ta­pho­risch ge­ra­de­zu ze­le­briert?), ih­re Baum­lie­be, die in den Wunsch gip­felt, zu ei­nem Baum zu wer­den (auch hier ei­ne Bil­der­fül­le), ih­re Be­gei­ste­rung für Ja­ne Cam­pi­ons »Pia­no«. Man sam­melt ei­ne Zeit lang In­di­zi­en. So, als müs­se man al­lem gleich ei­nen Stem­pel auf­drücken, um es / um sie dann bes­ser be­herr­schen zu kön­nen. Aber dann wird man glück­li­cher­wei­se ir­gend­wann end­gül­tig ver­zau­bert. Ver­zau­bert und ge­bannt, hin­ein­ge­so­gen in die­se Wort­kas­ka­den, in die­ses wil­de Ge­tüm­mel, wel­ches oft ge­nug schein­bar un­zu­sam­men­hän­gen­des her­bei­phan­ta­siert und ver­bin­det.

Wei­ter­le­sen ...