Das Ver­schwin­den des Re­spekts

Es ist sel­ten, dass ich mit Iris Ra­disch in äs­the­ti­schen Fra­gen über­ein­stim­me, aber in der neue­sten Glos­se (am Link er­kenn­bar, dass es ei­ne ist!) hat die den Na­gel auf den Kopf ge­trof­fen: Wo ist sie nur ge­blie­ben, die gu­te al­te Schreib­hem­mung?

Nein, ich bin na­tür­lich nicht Koep­pen oder John­son, mit­nich­ten. Aber im Kern hat Ra­disch recht:

Ach, was wa­ren das für Zei­ten, als die Ver­schrift­li­chung der Welt of­fen­bar noch ei­ne Schwie­rig­keit dar­stell­te, mit der nicht je­der spie­lend fer­tig wur­de.

Die Schreib­hem­mung, so sehr sie die von ihr Be­fal­le­ne­nen auch ge­quält hat, war ein Zei­chen von Re­spekt. Sie galt der li­te­ra­ri­schen Form, der Spra­che, die nicht flie­ßen woll­te, son­dern stock­te. Sie galt dem Stil, der sich nicht von selbst und schon gar nicht aus »dem Stoff« er­gab.

Ob­wohl be­zo­gen auf die un­glaub­li­che Men­ge bel­le­tri­sti­scher Wer­ke, liegt das Pro­blem auch hier, in den Blogs. Was tut man nicht al­les, um den Zäh­ler nach oben zu brin­gen – oh­ne da­bei den selbst­ge­steck­ten Ni­veau-Mass­stab nicht zu un­ter­schrei­ten?

Aber: Wo bleibt der Re­spekt? Frü­her nann­te man es auch »Mut zur Lücke«. Re­spekt- und mut­los bin ich doch auch.

Ich schrei­be und schrei­be und schrei­be. Und das Pu­bli­kum? Es lechzt nach an­de­rem. Oder nach Ru­he.