
Wie kurzweilig und quälend, wie ausufernd und aufputschend, wie fremd und aufwühlend können doch knapp einhundertvierzig Seiten mit einundzwanzig Erzählungen sein. Natürlich gibt es berührende und kitschige, großartige und schematische, gute und weniger gute. Immer erzählt eine Frau oder es wird aus der Sicht einer Frau erzählt; meistens in der Ich-Form. Aber es wandelt sich im Laufe des Buches etwas Grundsätzliches. Nicht nur der zunächst lakonische, ja fast coole Ton. Die Erzählung vom herunterfallenden, auf das Straßenpflaster niederknallende Klavier ist lustig, die Rede an den imaginären Fötus im Mutterleib düster und die Erzählung der selbsterfüllten Mord-Prophezeiung skurril und sie treibt einem den ersten Schauer über den Rücken, aber das war nicht alles. Schon am Anfang heißt es fast programmatisch: Es ist immer noch alles viel grauer, als es sein sollte.
Unmerklich gerät der Leser in diesen Strudel. Es ist kein Roman und dann gibt es doch plötzlich diese Klammer. Dieses gemeinsame Thema. Die Hörigkeit. Die Protagonistinnen können nicht anders. Sie geben sich als Dienerin, Sklavin, Serva hin. Sie erleben das alles nicht, es erlebt sie. Es sind keine Gewaltphantasien mehr, es ist Gewalt. Es sind Träume, die echter sind als die Wirklichkeit.