Ralph Dohrmann: KronhardtObwohl mit Kronhardt in Ralph Dohrmanns Buch eigentlich immer nur leicht abfällig der Stiefvater von Willem Kronhardt bezeichnet wird, ist Willem die Hauptfigur dieses Romans. Er ist potentieller Erbe der (fiktiven) traditionsreichen Bremer Textilfabrikation gleichen Namens. Sein Vater verstarb als Willem Kind war unter mysteriösen Umständen fast vor seinen Augen während einer Bootsfahrt. Die resolute, herrschsüchtig auftretende Mutter heiratete den Bruder. Der Roman beginnt am Einschulungstag Willems, den er wegen eines Infekts »schwänzen« muss. Das ist um 1957 herum; die Hündin Laika erregte gerade Aufsehen. In Bremen sind immer noch die Trümmer sichtbar und »verkohlte Spuren eingefleischter Geschichte« steigen aus ihnen auf. Willem geht aufs Gymnasium und ist anders als die anderen Wirtschaftswunderkinder. Immer wieder trauert er um seinen verstorbenen Vater, einen Künstler, dessen Charakter im krassen Gegensatz zur drangsalierend-nervösen Mutter und des autoritären Stiefvaters steht. Immer wieder entflieht Willem der von den »Alten« vorgezeichneten Laufbahn, diesem Zwang zum Funktionieren. Er meidet die Klüngel der höhergestellten Buben und Töchter und freundet sich mit Schlosser an, der parallel zur Schule noch auf dem Schrottplatz für 7,50 Mark am Tag arbeitet. Schlossers Mutter ist gestorben und er versorgt nun seine Zwillingsgeschwister nebst trinkendem, zuweilen jähzornigen Vater.