Hartmut Abendschein: DranmorEin namenloser Ich-Erzähler in einem Mietshaus im Beaumontweg in Bern. Beim Aufräumen in seiner Wohnung entdeckt er einen alten Zeitungsschnipsel mit einem Gedicht. Der Autor ist ein gewisser Dranmor, der Ludwig Ferdinand Schmid hieß, und 1888 mit 64 Jahren starb. Schmid war ein weitgereister Schweizer Geschäftsmann, der unter seinem Pseudonym Gedichte schrieb. Er lebte unter anderem in Paris und auch mehrere Jahre in Brasilien, bevor er verarmt ein Jahr vor seinem Tod in seine Heimatstadt Bern zurückkehrte. Der Erzähler in Hartmut Abendscheins Erzählung (oder ist es eine Novelle?) fühlt sich angezogen von Dranmors Gedichten und seinem kosmopolitischem Leben und beginnt ein Exzerpt über die Idee um die Fiktionalität Dranmors zu entwerfen. Er recherchiert, wobei das Ausforschen ein Faible des Erzählers ist, der sich plötzlich assoziativ an eine Gimmick-Zeitschrift in der Jugend erinnert, die unter anderem auch Detektiv-Devotionalien lancierte und bei ihm ein langes, intensives Spiel erzeugte. Anfangs sucht er in Archiven um über Dranmor Primär- und Sekundärliteratur zu entdecken. Er findet mittels Telefonanrufen sogar eine mögliche Urenkelin eines Biographen, die einen Kiosk betreibt. Der Besuch wird allerdings zu einem Fiasko; die Frau ist ahnungslos, was Dranmor angeht und nur mühsam vermag er sich ihrem aggressiven sexuellen Verlangen durch Flucht zu entziehen.
Wer ist dieser Erzähler? Im Laufe des Buches entdeckt der (seinerseits zum Detektiv werdende) Leser zwar immer mehr Mosaiksteinchen, die sich jedoch nur zu einem opaken Bild formen. Zu Beginn wird ein Vorstellungsgespräch bestanden und eine Arbeit in einem Kulturbüro (oder einer Bücherei?) aufgenommen, wo man für das Inbücherheinschauen bezahlt wird.