Lamby/Rutz: Mer­kels Macht – auf den Spu­ren der Kanz­le­rin (ARD)

Nach we­ni­gen Se­kun­den be­reits die Äu­sse­rung in ei­ner der sehr kur­zen Eingangs­statements von an­de­ren Po­li­ti­kern. Schäub­le mit ei­ner Spur An­er­ken­nung in der Stim­me: An­ge­la Mer­kel sei je­mand, der sich erst im letz­ten Mo­ment fest­le­ge. Man be­eil­te sich, das als Fä­hig­keit, an­de­ren zu­zu­hö­ren zu er­klä­ren; um­zu­deu­ten. In Wirk­lich­keit heisst das, Mer­kel ist ein Macht­mensch. Hu­go Mül­ler-Vogg, von der FAZ zur »Bild« Ge­fal­le­ner, be­zeich­ne­te sie als »Kon­troll­freak«.

Die bei­den eng­sten Mit­ar­bei­te­rin­nen Mer­kels (Eva Chri­sti­an­sen und Bea­te Bau­mann) dür­fen nur kurz ge­zeigt wer­den; kei­ne In­ter­views. Seit ge­rau­mer Zeit kei­ne Bil­der mehr aus dem Flug­zeug. An­geb­lich soll die Pri­vat­sphä­re ge­schützt wer­den. Aber sich in In­di­en mit ei­nem schein­bar gei­stig be­hin­der­ten Kind fil­men zu las­sen, als gu­te Hel­fe­rin – das ist plötz­lich kei­ne Pri­vat­sa­che mehr.

Lamby/Rutz zei­gen Mer­kel als Po­li­ti­ke­rin, die nicht ver­sucht, ih­re Po­li­tik­ent­wür­fe um­zu­set­zen, son­dern ab­war­tet, was sich als Po­li­tik am be­sten »ver­mark­ten« lässt. Sie zei­gen Mer­kel als je­mand, der an vi­sio­nä­rer Po­li­tik letzt­lich kein In­ter­es­se hat; der es als »Ge­schäft« sieht. Wo­für steht sie? Der Charme des Fil­mes liegt dar­in, dass sie Mer­kel de­mas­kie­ren, oh­ne ein bö­ses Wort über sie zu ver­lie­ren. Und das sie sa­gen, dass das, was man sieht, nicht das ist, was wahr ist. Lamby/Rutz ha­ben kei­ne au­sser­ge­wöhn­li­chen Bil­der oder Sze­nen (wie auch) – aber sie sa­gen: Schaut’ doch, selbst bei den of­fi­zi­ell­sten Ter­mi­nen gibt es ge­nug zu se­hen und zu hö­ren (und vor al­lem: be­stimm­tes nicht zu hö­ren und zu se­hen). Hei­li­gen­damm im grü­nen Sak­ko – zum Bei­spiel.

Mer­kel ist für die­se Ko­ali­ti­on of­fen­sicht­lich wie ge­schaf­fen. The­ma­tisch wird von ihr nicht viel ver­langt; der Dau­er­kom­pro­miss ist Stan­dard. Zeit für Vi­sio­nen oder gro­sse neue Wür­fe ist da­nach. Nur: Ist Mer­kel auch noch da­nach?

Ein biss­chen ver­su­chen die bei­den Re­por­ter dann noch Mer­kel zu ret­ten. Sie ha­be ja ein­ge­grif­fen – da­mals in der Oet­tin­ger-Af­fä­re. Dass das Te­le­fo­nat von ihr mit Oet­tin­ger in der »Bild«-Zeitung durch sie dort­hin lan­ciert wur­de – sie strei­tet es nicht ab; re­det ein biss­chen wirr drum­her­um. Oet­tin­ger sitzt wie ein Schul­jun­ge da, der weiss, dass ir­gend­wann noch ein­mal sei­ne Zeit kom­men wird. Nein, mein­te er, es ist nicht schlimm, wenn ein­mal was nach au­ssen dringt, schliess­lich spre­che er ja fast wö­chent­lich mit der Kanz­le­rin, da sei die­ses ei­ne Mal nicht so wich­tig. Er sagt es ganz lei­se.

Und am En­de lacht die Kanz­le­rin.

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  1. “Der Charme des Fil­mes liegt dar­in, dass sie Mer­kel de­mas­kie­ren, oh­ne ein bö­ses Wort über sie zu ver­lie­ren.“

    Nein, nicht Mer­kel wur­de de­mas­kiert, denn da war und ist nichts Ver­bor­ge­nes, nichts, was man nicht schon vor­her wuss­te, sieht man mal von den er­staun­li­chen Mög­lich­kei­ten der Sty­li­sten und Vi­sa­gi­sten ab. De­mas­kiert wur­den al­le sie um­ge­ben­den Ein­schlei­mer und Cla­queu­re, die letzt­lich nur auf den rich­ti­gen Mo­ment war­ten, den Dolch zu zücken. Aus die­ser Per­spek­ti­ve war der Film in sei­ner la­ko­ni­schen Zu­stands­be­schrei­bung er­hel­lend.

    Kaum über­ra­schend, dass die sei­ner­zei­ti­ge Ein­schät­zung des SZ-Ma­ga­zins ( Magazin/ Heftarchiv/ Nr.26/2006) un­ter dem Ti­tel „Non­stop Kon­sens“ nach wie vor gül­tig ist . Mer­kel – pa­lim, pa­lim...

  2. Ja, viel­leicht ist mei­ne im­pli­zi­te An­nah­me, je­mand ma­che nicht Po­li­tik aus­schliess­lich nur um der Macht wil­len schlicht­weg na­iv. Mer­kel hat­te ja Stel­lung be­zo­gen – im Wahl­kampf. Und zwar für ein wirt­schaft­li­be­ra­les »Pro­jekt«, wel­ches sie mit der Cool­ness ei­nes Teen­agers, der sei­ne Lie­be von ge­stern per SMS (!) »ent­sorgt«, schlicht­weg »ver­ges­sen« hat.

    An Mer­kel zeigt sich, was ei­ne zu stark am Kon­sens ori­en­tier­te Po­li­tik letzt­lich auch an­rich­ten kann: Be­lie­big­keit. Da­bei bin ich ein Ver­fech­ter des Kon­sen­ses. Kon­sens darf je­doch nicht zur Prin­zi­pi­en­lo­sig­keit bis zur Selbst­auf­ga­be bzw. bis zum klein­sten ge­mein­sa­men Nen­ner ver­kom­men.

    Mer­kel zeigt nur dort Prin­zi­pi­en, wo es ihr ver­meind­lich nichts ko­stet. Wenn es dann doch Staub auf­wir­belt und sich nicht so ent­wickelt, wie sie glaubt, ist sie mit Kohl­schem Aus­sitz­ver­mö­gen ge­seg­net (so wird das mit dem Emp­fang des Da­lai La­ma im Kanz­ler­amt ge­hand­habt).

    Das gröss­te Pro­blem für sie be­stün­de dar­in, 2009 in ei­ner Ko­ali­ti­on mit der FDP ge­hen zu müs­sen. Dann müss­te sie füh­ren – Po­li­tik wirk­lich ge­stal­ten und nicht nur »mo­de­rie­ren«. Und au­sser­dem wä­re dann der Op­po­si­ti­ons­wind schär­fer. Ich glau­be nicht, dass ihr die­se Rol­le ge­fal­len wür­de. Sie wür­de auch von ih­rem er­ha­be­nen Thron, den sie der­zeit in­ne­hat (sie scheint fast un­an­greif­bar und fast ein biss­chen po­li­tisch-im­po­tent wie die bri­ti­sche Queen), her­un­ter müs­sen.

  3. Aber ge­nau das ist es doch. Be­lie­big­keit! Die be­zo­ge­nen Stel­lung kann er­satz­los ge­räumt wer­den, da die Kanz­le­rin die­se Po­si­ti­on nur aus Grün­den der an­ge­nom­me­nen Op­por­tu­ni­tät be­zo­gen hat. Hat nicht funk­tio­niert, na und? Dann ver­tritt sie halt das Ge­gen­teil. Das kann sie auch oh­ne Pro­ble­me, weil sie durch kei­ner­lei CDU-So­zia­li­sa­ti­on vor­ge­prägt ist.
    Die­ses merk­wür­di­ge „Sy­stem Mer­kel“ funk­tio­niert al­ler­dings nur des­halb, weil es kei­ne Op­po­si­ti­on gibt, d.h. so­lan­ge die SPD da mit­spielt. Lei­der ist auf­grund der mo­men­ta­nen Ver­fas­sung der SPD ist in ab­seh­ba­rer Zeit kei­ne Ver­än­de­rung zu er­war­ten.

  4. Sie ha­ben recht,
    und das ist ei­ne Er­kennt­nis die­ses Films (und un­se­res Dia­logs): Es funk­tio­niert nur oh­ne ele­men­ta­re Op­po­si­ti­on. D. h. oh­ne cha­ris­ma­ti­sche Op­po­si­ti­on. Man weiss nicht, was mit der SPD pas­siert, wenn Beck 2009 schei­tern soll­te (wo­von ich aus­ge­he). Die gro­ssen Er­neue­rungs­fi­gu­ren se­he ich da­nach nicht.

  5. Ich ha­be nur die letz­te Vier­tel­stun­de des Films ge­se­hen und kann des­halb jetzt nur zum Mer­kel-Bas­hing hier im Blog Stel­lung neh­men.
    Ich hat­te al­ler­dings an­hand die­ser 15 Mi­nu­ten nicht den Ein­druck, dass der durch­schnitt­li­che ARD-Zu­schau­er ei­ne der­ar­tig ne­ga­ti­ve Mer­kel-Dar­stel­lung aus der Sen­dung mit­ge­nom­men hat.
    Dass Mer­kel in den Um­fra­gen bes­ser weg­kommt, als sie es mo­men­tan ver­dient, räu­me ich ein. Aber das soll­te doch kein Grund sein, in der an­de­ren Rich­tung et­was zu über­zie­hen.

    Schäub­le mit ei­ner Spur An­er­ken­nung in der Stim­me: An­ge­la Mer­kel sei je­mand, der sich erst im letz­ten Mo­ment fest­le­ge. Man be­eil­te sich, das als Fä­hig­keit, an­de­ren zu­zu­hö­ren zu er­klä­ren; um­zu­deu­ten. In Wirk­lich­keit heisst das, Mer­kel ist ein Macht­mensch.

    Zum ei­nen hal­te ich die ent­schlos­se­ne Aus­übung der ihr ver­lie­he­nen Macht für ei­ne Kanz­le­rin durch­aus für ei­ne wün­schens­wer­te Ei­gen­schaft.
    Wenn Du aber mit Macht­mensch meinst, dass sie nicht das sonst gern ver­mit­tel­te Bild der durch Ar­gu­men­te über­zeu­gen­den Kanz­le­rin er­füllt, scheinst Du mir die Schäub­le-Aus­sa­ge fehl­zu­in­ter­pre­tie­ren. Fest­le­gen im letz­ten Mo­ment heißt für mich, dass man sich ein­fach ge­gen­sei­tig al­le Ar­gu­men­te an­hört und AM ENDE ei­ne Ent­schei­dung (im ein­fach­sten Fall Ja oder Nein) trifft. Das ist mei­ner Mei­nung nach ei­ne sehr sinn­vol­le und in na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Krei­sen be­stens be­währ­te Stra­te­gie für ALLE Teil­neh­mer ei­ner Dis­kus­si­on. Wie oft fin­det man aber lei­der den ge­gen­tei­li­gen Fall, dass sich vie­le vor­schnell oh­ne Kennt­nis al­ler Ar­gu­men­te und Ge­gen­ar­gu­men­te auf ei­ne Po­si­ti­on fest­le­gen und dann nicht mehr oh­ne Ge­sichts­ver­lust da­von ab­ge­hen kön­nen?

    Die bei­den eng­sten Mit­ar­bei­te­rin­nen Mer­kels (Eva Chri­sti­an­sen und Bea­te Bau­mann) dür­fen nur kurz ge­zeigt wer­den; kei­ne In­ter­views. Seit ge­rau­mer Zeit kei­ne Bil­der mehr aus dem Flug­zeug. An­geb­lich soll die Pri­vat­sphä­re ge­schützt wer­den. Aber sich in In­di­en mit ei­nem schein­bar gei­stig be­hin­der­ten Kind fil­men zu las­sen, als gu­te Hel­fe­rin <96> das ist plötz­lich kei­ne Pri­vat­sa­che mehr.

    Ge­nau, ist es nicht. Es ist Au­ßen­dar­stel­lung im Vor­feld des Wahl­kampfs 2009. Po­li­tik ist halt so. Un­ehr­lich. Aber auf al­len Sei­ten.

    Und dass An­ge­la Mer­kel auf­grund ih­rer ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­gen Op­tik leich­ter un­vor­teil­haft ins Bild ge­rät als z.B. ihr Vor­gän­ger, mag auch ei­ne Rol­le spie­len...

    Lamby/Rutz zei­gen Mer­kel als Po­li­ti­ke­rin, die nicht ver­sucht, ih­re Po­li­tik­ent­wür­fe um­zu­set­zen, son­dern ab­war­tet, was sich als Po­li­tik am be­sten »ver­mark­ten« lässt. Sie zei­gen Mer­kel als je­mand, der an vi­sio­nä­rer Po­li­tik letzt­lich kein In­ter­es­se hat; der es als »Ge­schäft« sieht. Wo­für steht sie?

    Mer­kel ist für die­se Ko­ali­ti­on of­fen­sicht­lich wie ge­schaf­fen. The­ma­tisch wird von ihr nicht viel ver­langt; der Dau­er­kom­pro­miss ist Stan­dard. Zeit für Vi­sio­nen oder gro­sse neue Wür­fe ist da­nach.

    Ge­nau, das ist ih­re Stra­te­gie. Sie hat schnell ein­ge­se­hen, dass sie in der Gro­ßen Ko­ali­ti­on ih­re ei­ge­nen po­li­ti­schen Prin­zi­pi­en (die sie mei­ner Mei­nung nach durch­aus hat) nicht durch­set­zen kann. Des­halb tritt sie jetzt 4 Jah­re dem Wäh­ler mög­lichst nicht auf die Fü­ße und ver­sucht, 2009 mit dem Kanz­le­rin­nen­bo­nus die Wahl zu ge­win­nen, um dann in ei­ner Ko­ali­ti­on mit der FDP ih­re Po­li­tik um­zu­set­zen.
    Durch­aus nach­voll­zieh­bar und al­le­mal bes­ser, als sich 4 Jah­re lang ab­seh­bar er­folg­los für Po­li­tik­vi­sio­nen zu ver­kämp­fen, fin­de ich.

    Ja, viel­leicht ist mei­ne im­pli­zi­te An­nah­me, je­mand ma­che nicht Po­li­tik aus­schliess­lich nur um der Macht wil­len schlicht­weg na­iv. Mer­kel hat­te ja Stel­lung be­zo­gen – im Wahl­kampf. Und zwar für ein wirt­schaft­li­be­ra­les »Pro­jekt«, wel­ches sie mit der Cool­ness ei­nes Teen­agers, der sei­ne Lie­be von ge­stern per SMS (!) »ent­sorgt«, schlicht­weg »ver­ges­sen« hat.

    Hat sie mei­ner Mei­nung nach nicht. Sie hat nur die Um­set­zung auf nach 2009 ver­tagt.
    Gra­de der Ver­such mit Kirch­hof ist nach mei­ner An­sicht ein gu­tes Bei­spiel da­für, dass sie weit­aus we­ni­ger po­pu­li­stisch agiert hat als ein Groß­teil der an­de­ren Po­li­ti­ker. Aber das hat nur Sinn, wenn man dann sei­ne Po­li­tik auch durch­set­zen kann.

    An Mer­kel zeigt sich, was ei­ne zu stark am Kon­sens ori­en­tier­te Po­li­tik letzt­lich auch an­rich­ten kann: Be­lie­big­keit. Da­bei bin ich ein Ver­fech­ter des Kon­sen­ses. Kon­sens darf je­doch nicht zur Prin­zi­pi­en­lo­sig­keit bis zur Selbst­auf­ga­be bzw. bis zum klein­sten ge­mein­sa­men Nen­ner ver­kom­men.

    Na­ja, ei­gent­lich ist je­der Kom­pro­miss ir­gend­wie der klein­ste ge­mein­sa­me Nen­ner. Die Al­ter­na­ti­ve für Mer­kel wä­re, die Ko­ali­ti­on plat­zen zu las­sen. Die Grü­nen hat­ten ein ähn­li­ches Pro­blem mit dem Ko­so­vo-Krieg: Be­har­ren wir auf un­se­rem pa­zi­fi­sti­schen Prin­zip, dann müs­sen wir in die Op­po­si­ti­on und kön­nen dort erst recht nichts im Sin­ne un­se­rer son­sti­gen Prin­zi­pi­en aus­rich­ten. Für die CDU wä­re die Al­ter­na­ti­ve eher die Neu­wahl als die Op­po­si­ti­on. Aber mal da­von ab­ge­se­hen, dass das Wahl­er­geb­nis mo­men­tan wohl nicht so­viel an­ders wie 2005 aus­fal­len wür­de, wird der­je­ni­ge, der die Ko­ali­ti­on zum Plat­zen bringt oder sich in die­se Rol­le drän­gen lässt, ver­mut­lich auch noch et­was vom Wäh­ler ab­ge­straft.

    Prin­zi­pi­en­fe­stig­keit, so­lan­ge sie auch nur ei­nen Cent mehr ko­stet, ist nach wie vor nicht po­pu­lär bei der Mehr­heit der Wäh­ler. Ist halt so, so sehr wir das auch be­dau­ern mö­gen.

    Mer­kel zeigt nur dort Prin­zi­pi­en, wo es ihr ver­meind­lich nichts ko­stet. Wenn es dann doch Staub auf­wir­belt und sich nicht so ent­wickelt, wie sie glaubt, ist sie mit Kohl­schem Aus­sitz­ver­mö­gen ge­seg­net (so wird das mit dem Emp­fang des Da­lai La­ma im Kanz­ler­amt ge­hand­habt).

    Was war da Ne­ga­ti­ves? Hab ich was ver­passt?
    Ich fand es OK, dass sie ihn emp­fan­gen hat. Da wür­de ich per­sön­lich mir al­ler­dings noch viel mehr Pro­fil von ihr wün­schen. Aber Stein­mei­er war es ja auch schon so gleich wie­der viel zu­viel. Das ist es eben: In der gro­ssen Ko­ali­ti­on kann sie ih­re Prin­zi­pi­en nicht durch­set­zen. Des­halb lässt sie es vor­läu­fig im We­sent­li­chen (ins­be­son­de­re in­nen­po­li­tisch) blei­ben und gackert nicht über un­ge­leg­te Ei­er.

    Das gröss­te Pro­blem für sie be­stün­de dar­in, 2009 in ei­ner Ko­ali­ti­on mit der FDP ge­hen zu müs­sen. Dann müss­te sie füh­ren – Po­li­tik wirk­lich ge­stal­ten und nicht nur »mo­de­rie­ren«. Und au­sser­dem wä­re dann der Op­po­si­ti­ons­wind schär­fer. Ich glau­be nicht, dass ihr die­se Rol­le ge­fal­len wür­de. Sie wür­de auch von ih­rem er­ha­be­nen Thron, den sie der­zeit in­ne­hat (sie scheint fast un­an­greif­bar und fast ein biss­chen po­li­tisch-im­po­tent wie die bri­ti­sche Queen), her­un­ter müs­sen.

    Ei­ner­seits das größ­te Pro­blem, an­de­rer­seits die größ­te Chan­ce. Ich den­ke und hof­fe, sie wür­de es dann wie Schrö­der in sei­ner zwei­ten Amts­zeit ma­chen: Oh­ne gro­ße Rück­sicht auf Wahl­schlap­pen und per­sön­li­che po­li­ti­sche Per­spek­ti­ven die Re­for­men, die man als wich­tig und rich­tig er­kannt hat, in die We­ge lei­ten und dann nach 3 oder 4 Jah­ren vom durch die Op­po­si­ti­on auf­ge­hetz­ten un­zu­frie­de­nen Wahl­vieh und der ei­ge­nen Par­tei in die Wü­ste ge­schickt wer­den.

    Apro­pos Schrö­der: Kannst Du mir sa­gen, wo der in sei­nen er­sten 4 Jah­ren Ak­zen­te ge­setzt hat? Ak­zen­te bei Brio­ni und Co­hi­ba viel­leicht, aber nicht in der Po­li­tik. Und was war bei Kohl nach der groß an­ge­kün­dig­ten gei­stig-mo­ra­li­schen Wen­de 1983?

  6. Kaum über­ra­schend, dass die sei­ner­zei­ti­ge Ein­schät­zung des SZ-Ma­ga­zins ( Magazin/ Heftarchiv/ Nr.26/2006) un­ter dem Ti­tel „Non­stop Kon­sens“ nach wie vor gül­tig ist

    Kaum über­ra­schend auch, dass die sei­ner­zei­ti­ge Ein­schät­zung im Heft 26/06 durch Ju­li Zeh (die sich ja vor der Wahl 2005 öf­fent­lich für Rot-Grün en­ga­giert hat) nicht vor Lo­bes­hym­nen strotz­te.
    Aber im­mer­hin schrieb sie im We­sent­li­chen bloß, dass man Mer­kel ei­gent­lich erst rich­tig be­ur­tei­len kann, wenn sie au­ßer­halb der Zwän­ge ei­ner gro­ßen Ko­ali­ti­on re­giert. Und in die­ser Auf­fas­sung ist sie sich mit mir ei­nig.

  7. Dan­ke für die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me
    Bei der Kri­tik an Mer­kel ist es be­liebt, auf Schrö­der zu ver­wei­sen. Wo hat er Ak­zen­te in den er­sten vier Jah­ren ge­setzt? Nun,ob ei­nem das passt oder nicht: Er hat min­de­stens in der Au­ssen­po­li­tik Ak­zen­te ge­setzt, in dem er Deutsch­land ein­deu­tig stär­ker bünd­nis­po­li­tisch ein­ge­bun­den hat (Ko­so­vo; Af­gha­ni­stan) – und auch die Not­brem­se ge­zo­gen hat, wo dies er­for­der­lich war (Irak) – üb­ri­gens weit vor der Zeit, als das po­pu­lär zu wer­den schien. Wie ge­sagt, ich sa­ge nicht, dass mir das ge­fällt. Aber er hat’s ge­macht – auch wenn es teil­wei­se un­po­pu­lär in der Be­völ­ke­rung war.

    Das Mer­kel den Da­lai La­ma emp­fan­gen hat, fand ich auch in Ord­nung. Es war nur ein gra­vie­ren­der Feh­ler, dies im Kanz­ler­amt zu tun. Da­mit wird er qua­si als »Staats­gast« ge­führt, was we­der rich­tig ist – noch ihm und den Ti­be­tern sel­ber hilft. Das hat sie un­ter­schätzt. Men­schen­rechts­po­li­tik macht man – ent­ge­gen der gän­gi­gen Mei­nung – nicht mit gross­ar­ti­gem und lau­ten Selbst­be­weih­räu­che­rungs­ge­tö­se, son­dern auf an­de­re Art und Wei­se. Die per­fek­te Men­schen­rechts­po­li­tik war bspw. die Ost­po­li­tik von Brandt/Bahr/Scheel.

    Und es geht auch nicht dar­um, dass ein Kanzler/Kanzlerin sich nicht Ar­gu­men­te an­hö­ren soll und dann ent­schei­den soll. Das ist m. E. mit dem Schäu­be­spruch nur ober­fläch­lich ge­meint. In Wirk­lich­keit macht sie Po­li­tik nach Um­fra­ge­la­ge – das ist jetzt zu­ge­ge­be­ner­ma­ssen ein biss­chen platt, aber ich will nur deut­lich ma­chen, wie ich die­sen Spruch in­ter­pre­tie­re.

    Be­stes Bei­spiel (und das ist – weil es ak­tu­ell ist – nicht im Film ge­we­sen), ist der Schul­ter­schluss Mer­kels mit den Pa­ro­len von Koch. Das macht sie aus rein macht­po­li­ti­schen Er­wä­gun­gen. Macht­po­li­tik heisst: Ich ma­che et­was, weil es mich an der Macht hält (bzw. bringt). Mer­kel ist – da bin ich ziem­lich si­cher – sehr viel dif­fe­ren­zier­te­rer Mei­nung, als Kochs Quark nach­zu­plap­pern. Sie macht es aber, weil sie sich nicht er­lau­ben kann, dass die CDU in Hes­sen ver­liert (zu­mal Ham­burg droht, auf der Kip­pe zu ste­hen, wie ich neu­lich »hör­te«).

    Mein Be­griff von Po­li­tik ist em­pha­tisch: Man hat ein Pro­gramm mit be­stimm­ten Zie­len. Die­ses Pro­gramm stellt man vor (in ei­nem Wahl­kampf). Wenn man ge­wählt wird, dann setzt man das um – so­weit es geht (es gibt durch­aus Nu­an­cie­run­gen in Kom­pro­mis­sen und nicht je­der Kom­pro­miss ist per se auf dem klein­sten ge­mein­sa­men Nen­ner).

    Ei­ne Gro­sse Ko­ali­ti­on ver­un­mög­licht im­pli­zit »gro­sse Wür­fe« – das ge­be ich ger­ne zu. Aber Mer­kel macht Po­li­tik nach Um­fra­ge­la­ge: Je nach­dem, zu wel­cher Sei­te die Um­fra­gen schla­gen – des­sen Mei­nung passt sie sich an. Ei­ne Fest­le­gung, et­was zu tun, weil es rich­tig ist und nicht weil es po­pu­lär ist, macht sie sel­ten oder gar nicht.

    Im üb­ri­gen wä­re ich da­für, dass es grund­ge­setz­lich nicht ge­stat­tet ist, Ko­ali­tio­nen zwi­schen den bei­den stärk­sten Frak­tio­nen zu schlie­ssen (min­de­stens auf Bun­des­ebe­ne). Das sind Kau­gum­mi-Bünd­nis­se, die al­len­falls ver­wal­ten, aber nicht re­gie­ren.

  8. Nun,ob ei­nem das passt oder nicht: Er hat min­de­stens in der Au­ssen­po­li­tik Ak­zen­te ge­setzt, in dem er Deutsch­land ein­deu­tig stär­ker bünd­nis­po­li­tisch ein­ge­bun­den hat (Ko­so­vo; Af­gha­ni­stan) – und auch die Not­brem­se ge­zo­gen hat, wo dies er­for­der­lich war (Irak) – üb­ri­gens weit vor der Zeit, als das po­pu­lär zu wer­den schien. Wie ge­sagt, ich sa­ge nicht, dass mir das ge­fällt. Aber er hat’s ge­macht – auch wenn es teil­wei­se un­po­pu­lär in der Be­völ­ke­rung war.

    Ich mein­te ei­gent­lich eher die In­nen­po­li­tik. In der Au­ßen­po­li­tik wird doch seit über 30 Jah­ren ganz un­ab­hän­gig von der Re­gie­rung oder der Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit des Au­ßen­mi­ni­sters prak­tisch der­sel­be Kurs ge­fah­ren. Da herrscht weit­ge­hend Kon­sens un­ter den Par­tei­en und in der Be­völ­ke­rung.
    Im Üb­ri­gen glau­be ich nicht, dass die­se Ak­zen­te an­fangs in der Ge­samt­be­völ­ke­rung un­po­pu­lär wa­ren. Sie wur­den, was Ko­so­vo und Af­gha­ni­stan be­trifft, si­cher von ei­ner gro­ßen Mehr­heit der CDU- und FDP-Wäh­ler un­ter­stützt. Und auch bei der Irak-Po­li­tik war die Po­si­ti­on von Mer­kel und Pflü­ger wohl selbst un­ter den CDU-Wäh­lern von An­fang an ei­ne Min­der­hei­ten­po­si­ti­on.

    Das Mer­kel den Da­lai La­ma emp­fan­gen hat, fand ich auch in Ord­nung. Es war nur ein gra­vie­ren­der Feh­ler, dies im Kanz­ler­amt zu tun. Da­mit wird er qua­si als »Staats­gast« ge­führt, was we­der rich­tig ist – noch ihm und den Ti­be­tern sel­ber hilft.

    Schwer zu sa­gen. An­schei­nend hat er selbst zu­min­dest nicht den Ein­druck ge­habt, dass es ihm scha­det.

    Das hat sie un­ter­schätzt. Men­schen­rechts­po­li­tik macht man – ent­ge­gen der gän­gi­gen Mei­nung – nicht mit gross­ar­ti­gem und lau­ten Selbst­be­weih­räu­che­rungs­ge­tö­se, son­dern auf an­de­re Art und Wei­se. Die per­fek­te Men­schen­rechts­po­li­tik war bspw. die Ost­po­li­tik von Brandt/Bahr/Scheel.

    Ich be­zweif­le, dass de­ren Ost­po­li­tik per­fekt war. Mei­ner Mei­nung nach ver­dan­ken wir die Wie­der­ver­ei­ni­gung der Kom­bi­na­ti­on aus der Ent­span­nungs­po­li­tik UND der Po­li­tik der Stär­ke a la Ford, Rea­gan und Kon­sor­ten. Die Ent­span­nungs­po­li­tik al­lein oder die Fort­set­zung des Kal­ten Kriegs al­lein hät­ten das nicht so schnell hin­ge­kriegt.
    Das ist üb­ri­gens ein gu­tes Bei­spiel da­für, wie schein­bar völ­lig ge­gen­sätz­li­che Kon­zep­te sich sinn­voll er­gän­zen und im Zaum hal­ten kön­nen. Viel­falt und Ver­schie­den­heit sind eben oft ein evo­lu­tio­nä­rer Vor­teil ge­gen­über ei­ner Mo­no­kul­tur, auch wenn sie ei­nem manch­mal lä­stig und über­flüs­sig er­schei­nen mö­gen.

    Und es geht auch nicht dar­um, dass ein Kanzler/Kanzlerin sich nicht Ar­gu­men­te an­hö­ren soll und dann ent­schei­den soll. Das ist m. E. mit dem Schäu­be­spruch nur ober­fläch­lich ge­meint. In Wirk­lich­keit macht sie Po­li­tik nach Um­fra­ge­la­ge – das ist jetzt zu­ge­ge­be­ner­ma­ssen ein biss­chen platt, aber ich will nur deut­lich ma­chen, wie ich die­sen Spruch in­ter­pre­tie­re.
    Be­stes Bei­spiel (und das ist – weil es ak­tu­ell ist – nicht im Film ge­we­sen), ist der Schul­ter­schluss Mer­kels mit den Pa­ro­len von Koch. Das macht sie aus rein macht­po­li­ti­schen Er­wä­gun­gen. Macht­po­li­tik heisst: Ich ma­che et­was, weil es mich an der Macht hält (bzw. bringt).

    Was ist denn die Al­ter­na­ti­ve? Ab­ge­wählt wer­den und GAR NICHTS von den ei­ge­nen Kon­zep­ten durch­set­zen kön­nen. Das hat man doch an Schrö­der und Mer­kel ge­se­hen.

    Schrö­der er­kennt nach 5 Jah­ren in­nen­po­li­ti­scher Un­tä­tig­keit, dass es jetzt mal Zeit wird, sich den Platz im Ge­schichts­buch zu si­chern und die (sinn­vol­len) Hartz IV-Re­for­men durch­zu­zie­hen. Dar­auf­hin ver­liert die SPD prompt die NRW-Wahl ge­gen den po­pu­li­sti­schen Rütt­gers. Und Mer­kel ver­sucht vor der Bun­des­tags­wahl, das (sinn­vol­le) Kirch­hof-Kon­zept po­pu­lär zu ma­chen. Dar­auf­hin muss sie zu­se­hen, wie Schrö­der die­se Ideen völ­lig ent­stellt und dif­fa­miert, und die CDU ver­liert bei­na­he noch den Rie­sen­vor­sprung, den sie mal vor der SPD hat­te.

    Die 30–40% der Wäh­ler, die nun­mal als Züng­lein an der Waa­ge die Wah­len ent­schei­den, sind ein­fach zu doof für die Wahr­heit. Und DAS ist der Haupt­grund für die Un­ehr­lich­keit der Po­li­ti­ker im All­ge­mei­nen und An­ge­la Mer­kel im Be­son­de­ren, nicht grund­sätz­li­che Cha­rak­ter­schwä­che.

    Macht­po­li­tik heißt für mich: Ich ma­che et­was NUR, weil es mich an der Macht hält, die ich dann aber nur für mei­nen per­sön­li­chen Vor­teil (Geld­beu­tel, Ei­tel­keit, Mob­bing-Mög­lich­kei­ten, ...) nut­zen wer­de. Und ge­nau das un­ter­stel­le ich Mer­kel nicht.

    Mer­kel ist – da bin ich ziem­lich si­cher – sehr viel dif­fe­ren­zier­te­rer Mei­nung, als Kochs Quark nach­zu­plap­pern.

    Na­ja, nicht al­les ist Quark. Man kann viel­leicht an­de­rer Mei­nung sein, aber dis­ku­ta­bel im Wort­sinn ist ein Warn­schuss­ar­rest schon. Und war­um selbst ein 17-Jäh­ri­ger mit IQ 140 höch­stens 10 Jah­re für ei­nen Mord be­komm­men kann, leuch­tet mir auch nicht ein.

    Ei­ner­seits wird die Ju­gend im­mer früh­rei­fer und 16-Jäh­ri­ge kön­nen an Kom­mu­nal­wah­len teil­neh­men, an­de­rer­seits sind Kin­der erst ab 14 Jah­ren straf­mün­dig und vor Ge­richt mei­stens bis 21 noch Ju­gend­li­che (die an­schei­nend we­sent­lich mün­di­ge­ren Hol­län­der sind schon ab 12 straf­mün­dig).

    Das Auf­grei­fen die­ser Pro­ble­me im Wahl­kampf ist si­cher Po­pu­lis­mus, aber die­ses Mo­tiv al­lein ent­wer­tet nicht zwangs­läu­fig den Vor­schlag.

    Mein Be­griff von Po­li­tik ist em­pha­tisch: Man hat ein Pro­gramm mit be­stimm­ten Zie­len. Die­ses Pro­gramm stellt man vor (in ei­nem Wahl­kampf). Wenn man ge­wählt wird, dann setzt man das um – so­weit es geht (es gibt durch­aus Nu­an­cie­run­gen in Kom­pro­mis­sen und nicht je­der Kom­pro­miss ist per se auf dem klein­sten gem
    ein­sa­men Nen­ner).

    Das wä­re auch mein Ide­al von Po­li­tik. Es ent­spricht ja un­ge­fähr dem, was ich zum The­ma »Ent­schei­den im letz­ten Mo­ment« ge­schrie­ben ha­be: Erst die Ar­gu­men­te
    aus­tau­schen und da­nach die Ent­schei­dung tref­fen (las­sen).
    Aber lei­der macht das nor­ma­ler­wei­se kei­ne Volks­par­tei so. Und wenn es doch mal ei­ne ver­sucht, schei­tert sie oft (sie­he oben).
    Nur mit Ver­nunft kann man kei­ne 30% Wäh­ler­stim­men ge­win­nen. So­was kann sich viel­leicht ei­ne Klein­par­tei für Aka­de­mi­ker wie die Grü­nen er­lau­ben.

    Mit der Be­mer­kung zum klein­sten ge­mein­sa­men Nen­ner woll­te ich dar­auf hin­aus, dass in der Ma­the­ma­tik der klein­ste ge­mein­sa­me Nen­ner die op­ti­ma­le Lö­sung des ge­ge­be­nen Pro­blems ist (ent­spricht al­so dem op­ti­ma­len Kom­pro­miss zwi­schen ver­schie­de­nen Po­si­tio­nen). Bes­ser als op­ti­mal ist halt prin­zi­pi­ell nicht drin. Aber wenn Du mit klein­stem ge­mein­sa­men Nen­ner ein­fach das nicht er­kenn­ba­re Ge­samt­kon­zept meinst, muss ich na­tür­lich schon fra­gen, ob ein an­de­rer Kanz­ler ei­ner gro­ßen Ko­ali­ti­on das wirk­lich bes­ser hin­krie­gen wür­de. Man ist eben nur so gut, wie es der Ko­ali­ti­ons­part­ner und die Mi­ni­ster­prä­si­den­ten zu­las­sen.

    Ei­ne Gro­sse Ko­ali­ti­on ver­un­mög­licht im­pli­zit »gro­sse Wür­fe« – das ge­be ich ger­ne zu. Aber Mer­kel macht Po­li­tik nach Um­fra­ge­la­ge: Je nach­dem, zu wel­cher Sei­te die Um­fra­gen schla­gen – des­sen Mei­nung passt sie sich an. Ei­ne Fest­le­gung, et­was zu tun, weil es rich­tig ist und nicht weil es po­pu­lär ist, macht sie sel­ten oder gar nicht.

    Sie legt sich mo­men­tan über­haupt sel­ten fest, das stimmt. Aber dass sie sich nur nach Um­fra­gen fest­legt, kann ich nicht er­ken­nen. Sie ist viel we­ni­ger po­pu­li­stisch als vie­le an­de­re in der CDU oder an­de­ren Par­tei­en.
    Im Fall Hes­sen ist sie ja mehr Zu­schaue­rin als han­deln­de Ak­teu­rin, denn sie wird Koch nicht das Wort ver­bie­ten kön­nen. Das weiß sie, und des­halb macht sie al­lein schon aus wahl­tak­ti­schen Über­le­gun­gen ei­ne gu­te Mie­ne da­zu.

    Im üb­ri­gen wä­re ich da­für, dass es grund­ge­setz­lich nicht ge­stat­tet ist, Ko­ali­tio­nen zwi­schen den bei­den stärk­sten Frak­tio­nen zu schlie­ssen (min­de­stens auf Bun­des­ebe­ne). Das sind Kau­gum­mi-Bünd­nis­se, die al­len­falls ver­wal­ten, aber nicht re­gie­ren.

    Man könn­te es auch ge­nau um­ge­kehrt se­hen: Nur ei­ne gro­ße Ko­ali­ti­on hat die Mög­lich­keit, das Di­lem­ma der ge­gen­sätz­li­chen Mehr­hei­ten in Bun­des­tag und Bun­des­rat auf­zu­lö­sen. Nur mit ihr wä­ren »gro­sse Wür­fe« mög­lich. Und die gro­ße Ko­ali­ti­on 1966–69 soll ja an­geb­lich auch ganz gut funk­tio­niert ha­ben.

  9. Die Au­ssen­po­li­tik hat sich 1998 ver­än­dert. Der von Dir an­ge­spo­chen­e­ne Kon­sens be­trifft eher ei­nen weit­ge­steck­ten Rah­men (das muss­ten die Grü­nen ja an­er­ken­nen, die ih­ren »NATO-Raus«-Affekt ganz schnell ein­ge­packt hat­ten).

    Die Be­tei­li­gung am Ko­so­vo­krieg war völ­ker­rechts­wid­rig und wä­re Kohl ga­ran­tiert nicht pas­siert. Al­b­right hat die Si­tua­ti­on aus­ge­nutzt und das kur­ze In­ter­re­gnum zwi­schen Kohl und Schrö­der in­stru­men­ta­li­siert und die Kriegs­teil­nah­me qua­si als Ein­tritts­geld ge­for­dert. Schrö­der ist dar­auf ein­ge­gan­gen, weil er we­nig Al­ter­na­ti­ven sah und von ei­nem Sitz im UN-Si­cher­heits­rat als »Be­loh­nung« träum­te (den hät­te es un­ter Go­re auch ver­mut­lich ge­ge­ben).

    In­nen­po­li­tisch hat­te Schrö­der we­nig bis kei­ne Ideen – das hat er auch kom­mu­ni­ziert mit sei­nem Spruch, er wol­le nicht viel an­ders ma­chen, aber ei­ni­ges bes­ser. Sei­ne Ver­su­che, ei­nen kol­la­bo­ra­ti­ven Po­li­tik­stil (»Bünd­nis für Ar­beit«) zu im­ple­men­tie­ren, sind al­le­samt ge­schei­tert – eben aus dem Grund, weil er sich eher als Mo­de­ra­tor sah. Wit­zig ist, dass er auf­grund der zwei­ten Kanz­ler­schaft als »Basta«-Kanzler gilt, was er ei­gent­lich nicht war.

    Bei­de Kriegs­ein­sät­ze (Ko­so­vo und Af­gha­ni­stan) wa­ren mit pro­pa­gan­di­sti­schen Mit­teln für ei­ne kur­ze Zeit in der Be­völ­ke­rung si­cher­lich be­für­wor­tet wor­den; in­zwi­schen bröckelt das, weil es kein strin­gen­tes Kon­zept gab (und gibt).


    Ich ha­be nicht ge­sagt, dass die Ost­po­li­tik per­fekt war, aber sie war der Grund­pfei­ler des­sen, was man spä­ter Wie­der­ver­ei­ni­gung nann­te. Die Po­li­tik der Stär­ke von Rea­gan mag ei­nen Teil da­zu bei­getra­gen ha­ben, aber man muss se­hen, dass er auch ein­fach viel Glück hat­te, dass wäh­rend sei­ner Amts­zeit meh­re­re Ma­le das Amt des Re­gie­rungs­chefs der UdSSR wech­sel­te – es al­so ge­wis­se Rei­bungs­ver­lu­ste gab. Hin­zu kam, dass der KSZE-Pro­zess, der den »Ost­block« auch öko­no­misch in die Welt­wirt­schaft ein­band, hier­durch den Ru­in emi­nent be­för­der­te.


    Mer­kel ist mit­nich­ten Bei­sit­ze­rin von Koch, son­dern be­für­wor­tet ak­tiv des­sen Po­pu­lis­mus. Dass das The­ma Re­le­vanz hat, ist un­be­strit­ten, aber Koch hat­te neun Jah­re Zeit, in Hes­sen sei­ne Ar­beit zu tun – und hat statt­des­sen rund 1000 Po­li­zei­stel­len strei­chen las­sen und 80 Rich­ter-/Staats­an­walt­stel­len. Ich kann nicht die Kü­che in ei­nem Re­stau­rant kri­ti­sie­ren, wenn ich dem Koch die Töp­fe weg­neh­me. In­so­fern spre­che ich Koch den Pro­blem­lö­sungs­wil­len ab.


    Die Gro­sse Ko­ali­ti­on 1966–69 hat des­we­gen wohl ganz gut »funk­tio­niert«, weil es par­al­lel da­zu ei­nen »klei­nen« Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sel in der Po­li­tik gab. Da­zu kommt, das man – mit heu­ti­ger Wort­wahl – von ei­ner Art »Re­form­stau« spre­chen konn­te, der ge­löst wur­de. Als die Ge­mein­sam­kei­ten er­schöpft wa­ren, war auch die Ko­ali­ti­on er­schöpft (das war nach rd. zwei Jah­ren; das letz­te Jahr soll nur noch ad­mi­ni­stra­tiv funk­tio­niert ha­ben).

    Ich bin grund­sätz­lich ge­gen Gro­sse Ko­ali­tio­nen, weil sie in sehr schnel­ler Zeit auf­grund der doch vor­han­de­nen Dif­fe­ren­zen zum Still­stand füh­ren. In Öster­reich kann man das am be­sten be­ob­ach­ten; dort hat sie sehr lan­ge re­giert (und ist wie­der dran). Zwi­schen­durch be­ka­men Fi­gu­ren wie Hai­der ge­wal­ti­gen Auf­wind.

    »Gro­sse Wür­fe« sind in sol­chen Bünd­nis­sen kaum mög­lich, da je­der im­mer schon an die näch­ste Wahl denkt und nicht für Ent­schei­dun­gen in die Pflicht ge­nom­men wer­den möch­te, die zu sehr nach »fau­lem« Kom­pro­miss aus­se­hen. Die ak­tu­ell an­ge­pack­ten »Re­form­pro­jek­te« sind m. E. al­le­samt arg pro­vi­so­risch zu­sam­men­ge­zim­mert.

    Im üb­ri­gen wä­re ich für die Ein­füh­rung des Mehr­heits­wahl­rechts (so­wohl im Bund als auch in den Län­dern; nicht in den Kom­mu­nen), da­mit po­li­ti­sche Pro­zes­se auch ein­mal ei­ne ge­wis­se Zeit »Be­wäh­rung« be­kom­men (hier­zu dem­nächst mal mehr hier).

  10. Die Au­ssen­po­li­tik hat sich 1998 ver­än­dert. Der von Dir an­ge­spo­chen­e­ne Kon­sens be­trifft eher ei­nen weit­ge­steck­ten Rah­men (das muss­ten die Grü­nen ja an­er­ken­nen, die ih­ren »NATO-Raus«-Affekt ganz schnell ein­ge­packt hat­ten).
    Die Be­tei­li­gung am Ko­so­vo­krieg war völ­ker­rechts­wid­rig und wä­re Kohl ga­ran­tiert nicht pas­siert.

    Schwer zu sa­gen, ob Kohl das da­von ab­ge­hal­ten hät­te. In Sa­chen Spen­den­af­fä­re lief er je­den­falls auch nicht im­mer mit dem Ge­setz­buch un­ter dem Arm rum. Viel­leicht äu­ßert er sich ja im näch­sten Band sei­ner Me­moi­ren zum Ko­so­vo-Krieg.

    In­nen­po­li­tisch hat­te Schrö­der we­nig bis kei­ne Ideen – das hat er auch kom­mu­ni­ziert mit sei­nem Spruch, er wol­le nicht viel an­ders ma­chen, aber ei­ni­ges bes­ser. Sei­ne Ver­su­che, ei­nen kol­la­bo­ra­ti­ven Po­li­tik­stil (»Bünd­nis für Ar­beit«) zu im­ple­men­tie­ren, sind al­le­samt ge­schei­tert – eben aus dem Grund, weil er sich eher als Mo­de­ra­tor sah. Wit­zig ist, dass er auf­grund der zwei­ten Kanz­ler­schaft als »Basta«-Kanzler gilt, was er ei­gent­lich nicht war.

    Viel­leicht war er im Ver­gleich zu Kohl ein Mo­de­ra­tor. Aber ich emp­fand z.B. schon in der er­sten Wahl­pe­ri­ode das Stel­len der Ver­trau­ens­fra­ge im Zu­sam­men­hang
    mit dem Ko­so­vo-Krieg als weit­ge­hend sinn­lo­se Macht­de­mon­stra­ti­on zur Bloß­stel­lung der Grü­nen.

    Bei­de Kriegs­ein­sät­ze (Ko­so­vo und Af­gha­ni­stan) wa­ren mit pro­pa­gan­di­sti­schen Mit­teln für ei­ne kur­ze Zeit in der Be­völ­ke­rung si­cher­lich be­für­wor­tet wor­den; in­zwi­schen bröckelt das, weil es kein strin­gen­tes Kon­zept gab (und gibt).

    Ist halt im­mer schwer zu sa­gen, wie die Ge­schich­te an­dern­falls ge­lau­fen wä­re.

    Ich ha­be nicht ge­sagt, dass die Ost­po­li­tik per­fekt war, aber sie war der Grund­pfei­ler des­sen, was man spä­ter Wie­der­ver­ei­ni­gung nann­te. Die Po­li­tik der
    Stär­ke von Rea­gan mag ei­nen Teil da­zu bei­getra­gen ha­ben, aber man muss se­hen, dass er auch ein­fach viel Glück hat­te, dass wäh­rend sei­ner Amts­zeit meh­re­re M
    ale das Amt des Re­gie­rungs­chefs der UdSSR wech­sel­te – es al­so ge­wis­se Rei­bungs­ver­lu­ste gab. Hin­zu kam, dass der KSZE-Pro­zess, der den »Ost­block« auch öko­no
    misch in die Welt­wirt­schaft ein­band, hier­durch den Ru­in emi­nent be­för­der­te.

    Si­cher al­les rich­tig, aber die­ses Glück war eben auch ein Glück für die Ent­span­nungs­po­li­tik. Ge­gen ei­ne mi­li­tan­te Kreml-Füh­rung, die sich der Öff­nung ent­ge­gen­ge­stellt hät­te, hät­te auch sie nur we­nig aus­rich­ten kön­nen. Die Ent­span­nungs­po­li­tik war der grund­le­gen­de Pa­ra­dig­men­wech­sel, aber in Rein­kul­tur hät­te sie
    vom Re­gen in die Trau­fe ge­führt.

    Mer­kel ist mit­nich­ten Bei­sit­ze­rin von Koch, son­dern be­für­wor­tet ak­tiv des­sen Po­pu­lis­mus.

    Wel­che Tei­le sie in der Sa­che tat­säch­lich be­für­wor­tet, wird man nach der Wahl se­hen. Dass sie den Po­pu­lis­mus für den mög­li­chen Sieg bei der Hes­sen­wahl in K
    auf nimmt, ha­be ich nicht be­strit­ten, aber in Sa­chen Ak­ti­vi­tät bin ich an­de­rer Mei­nung.

    Dass das The­ma Re­le­vanz hat, ist un­be­strit­ten, aber Koch hat­te neun Jah­re Zeit, in Hes­sen sei­ne Ar­beit zu tun – und hat statt­des­sen rund 1000 Po­li­zeist
    el­len strei­chen las­sen und 80 Rich­ter-/Staats­an­walt­stel­len. Ich kann nicht die Kü­che in ei­nem Re­stau­rant kri­ti­sie­ren, wenn ich dem Koch die Töp­fe weg­neh­me. In­so­fern spre­che ich Koch den Pro­blem­lö­sungs­wil­len ab.

    Sei­nen ei­ge­nen In­nen­mi­ni­ster kri­ti­siert er ja nicht *g*
    Aber na­tür­lich, es ist viel Dop­pel­zün­gig­keit da­bei. Viel­leicht nimmt ja der Wäh­ler Koch die Töp­fe weg, in de­nen er sein Po­pu­lis­mus­süpp­chen braut;-)

    Die Gro­sse Ko­ali­ti­on 1966–69 hat des­we­gen wohl ganz gut »funk­tio­niert«, weil es par­al­lel da­zu ei­nen »klei­nen« Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sel in der Po­li­tik gab. Daz
    u kommt, das man – mit heu­ti­ger Wort­wahl – von ei­ner Art »Re­form­stau« spre­chen konn­te, der ge­löst wur­de. Als die Ge­mein­sam­kei­ten er­schöpft wa­ren, war auch
    die Ko­ali­ti­on er­schöpft (das war nach rd. zwei Jah­ren; das letz­te Jahr soll nur noch ad­mi­ni­stra­tiv funk­tio­niert ha­ben).

    Na, zu­min­dest an Re­form­stau herrscht ja heut­zu­ta­ge kein Man­gel.
    Ich bin grund­sätz­lich ge­gen Gro­sse Ko­ali­tio­nen, weil sie in sehr schnel­ler Zeit auf­grund der doch vor­han­de­nen Dif­fe­ren­zen zum Still­stand füh­ren. In Öste
    rreich kann man das am be­sten be­ob­ach­ten; dort hat sie sehr lan­ge re­giert (und ist wie­der dran). Zwi­schen­durch be­ka­men Fi­gu­ren wie Hai­der ge­wal­ti­gen Auf­win
    d.

    Eben, in Öster­reich hat sie LANGE re­giert. Als Dau­er­zu­stand hal­te ich das auch nicht un­be­dingt für gut. Aber an­de­rer­seits ist mein Ein­druck, dass die Ent­wi
    ck­lung in Öster­reich in den Jah­ren 1986–1999 eher po­si­ti­ver war als in Deutsch­land mit sei­nen klei­nen Ko­ali­tio­nen. Selbst wenn man na­tür­lich das sin­gu­lä­re
    Er­eig­nis Wie­der­ver­ei­ni­gung auf deut­scher Sei­te her­aus­rech­nen müss­te.

    »Gro­sse Wür­fe« sind in sol­chen Bünd­nis­sen kaum mög­lich, da je­der im­mer schon an die näch­ste Wahl denkt und nicht für Ent­schei­dun­gen in die Pflicht ge­nom­men wer­den möch­te, die zu sehr nach »fau­lem« Kom­pro­miss aus­se­hen. Die ak­tu­ell an­ge­pack­ten »Re­form­pro­jek­te« sind m. E. al­le­samt arg pro­vi­so­risch zu­sam­men­gez
    im­mert.

    Ach, es denkt doch in je­der Kon­stel­la­ti­on je­der an die näch­ste Wahl. Wenn ei­ne Volks­par­tei in der Op­po­si­ti­on ist, denkt sie noch viel stär­ker dran als in d
    er Re­gie­rung, wo sie sich theo­re­tisch im­mer­hin noch durch die UMSETZUNG kon­struk­ti­ver Vor­schlä­ge pro­fi­lie­ren kann.

    Im üb­ri­gen wä­re ich für die Ein­füh­rung des Mehr­heits­wahl­rechts (so­wohl im Bund als auch in den Län­dern; nicht in den Kom­mu­nen), da­mit po­li­ti­sche Pro­zes­se auch ein­mal ei­ne ge­wis­se Zeit »Be­wäh­rung« be­kom­men (hier­zu dem­nächst mal mehr hier).

    Hab ich mir auch schon über­legt. Die Fra­ge ist nur, ob man dann den Still­stand durch ein ab­wech­seln­des Hin und Her er­setzt.
    Ich glau­be, letzt­lich ist das Pro­blem nicht das Sy­stem, son­dern das Volk. Wenn es ein Be­wusst­sein da­für gä­be, dass der Staat nur das ge­ben kann, was er von den Bür­gern be­kommt, wä­ren Re­for­men viel leich­ter po­li­tisch durch­zu­set­zen. Ich den­ke, dass die­se Ein­sicht z.B. in den skan­di­na­vi­schen Län­dern wei­ter ver­brei­tet ist als bei uns.

  11. Aber an­de­rer­seits ist mein Ein­druck, dass die Ent­wick­lung in Öster­reich in den Jah­ren 1986–1999 eher po­si­ti­ver war als in Deutsch­land mit sei­nen klei­nen Ko­ali­tio­nen.
    Das ist ei­ne in­ter­es­san­te The­se. Ich über­le­ge ge­ra­de, war­um ich glau­be, dass die lan­ge Zeit der Gro­ssen Ko­ali­ti­on schlecht war für öster­reich (jetzt ein­mal ab­ge­se­hen von Hai­ders FPÖ Er­star­kung). Viel­leicht ist Öster­reich öko­no­misch wei­ter ge­kom­men, aber ich ha­be in Er­in­ne­rung, dass die Po­sten­scha­che­rei (stets im­mer ei­ner von je­der Sei­te) in Ver­wal­tun­gen (bpsw. auch Rund­funk) enorm war und ge­hemmt hat. Viel­leicht könn­te ein Öster­rei­cher hier­zu mal was sa­gen...

    Ich glau­be, letzt­lich ist das Pro­blem nicht das Sy­stem, son­dern das Volk. Wenn es ein Be­wusst­sein da­für gä­be, dass der Staat nur das ge­ben kann, was er von den Bür­gern be­kommt, wä­ren Re­for­men viel leich­ter po­li­tisch durch­zu­set­zen. Ich den­ke, dass die­se Ein­sicht z.B. in den skan­di­na­vi­schen Län­dern wei­ter ver­brei­tet ist als bei uns.
    Ja, das ist ein wie ich fin­de rich­ti­ger Ge­dan­ke (durch­aus auch »ame­ri­ka­nisch«). Die­se Men­ta­li­tät ist na­tür­lich seit ‑zig Jah­ren im »Volk« auf­ge­baut wor­den und hat ei­ne dicke Spur ins Ge­dächt­nis ge­fräst.


    Zur Ent­span­nungs­po­li­tik noch kurz: Na­tür­lich wä­re sie (die Po­li­tik) mit Sta­lin nicht mög­lich ge­we­sen. Bre­sch­new war aber of­fen­sicht­lich be­reits An­fang der 70er Jah­re po­li­tisch (und öko­no­misch) der­art an­ge­schla­gen, dass er als ein ei­ni­ger­ma­ssen ver­läss­li­cher Part­ner an­ge­se­hen wer­den konn­te (hier la­gen ja die Vor­be­hal­te der Ame­ri­ka­ner).

  12. Ja, ich mein­te es bloß öko­no­misch
    Ich über­le­ge ge­ra­de, war­um ich glau­be, dass die lan­ge Zeit der Gro­ssen Ko­ali­ti­on schlecht war für öster­reich (jetzt ein­mal ab­ge­se­hen von Hai­ders FPÖ Er­star­kung). Viel­leicht ist Öster­reich öko­no­misch wei­ter ge­kom­men, aber ich ha­be in Er­in­ne­rung, dass die Po­sten­scha­che­rei (stets im­mer ei­ner von je­der Sei­te) in Ver­wal­tun­gen (bpsw. auch Rund­funk) enorm war und ge­hemmt hat. Viel­leicht könn­te ein Öster­rei­cher hier­zu mal was sa­gen...

    Ja, ich mein­te es auch bloß öko­no­misch. Geld ist nun­mal das, was den mei­sten Men­schen am wich­tig­sten ist.
    Im Üb­ri­gen ist das Auf­kom­men rechts­extre­mer Par­tei­en mei­ner Mei­nung nach eher ein Sym­ptom ei­ner Krank­heit als die Krank­heit selbst.
    Wenn die al­ten FPÖ-Wäh­ler heu­te wie­der ver­stärkt die so­ge­nann­ten de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en wäh­len, dann nicht, weil sie ih­re An­sich­ten grund­le­gend ge­än­dert ha­ben, son­dern weil ih­nen an­de­re Aspek­te als Aus­län­der und der­glei­chen wie­der wich­ti­ger sind.

    Zur Ent­span­nungs­po­li­tik noch kurz: Na­tür­lich wä­re sie (die Po­li­tik) mit Sta­lin nicht mög­lich ge­we­sen. Bre­sch­new war aber of­fen­sicht­lich be­reits An­fang der 70er Jah­re po­li­tisch (und öko­no­misch) der­art an­ge­schla­gen, dass er als ein ei­ni­ger­ma­ssen ver­läss­li­cher Part­ner an­ge­se­hen wer­den konn­te (hier la­gen ja die Vor­be­hal­te der Ame­ri­ka­ner).

    Na­ja, die Sta­tio­nie­rung der SS20 und die kon­ven­tio­nel­le Hoch­rü­stung z.B. wa­ren be­stimmt kei­ne part­ner­schaft­li­chen Ak­te. Die Ein­hal­tung von Han­dels­ver­trä­gen ist das ei­ne, aber sie wür­de bei mir auch heu­te noch kein Ver­trau­en in ei­ne schwerst­be­waff­ne­te Dik­ta­tur be­grün­den.