Klei­nes Plä­doy­er für ei­ne neue Na­tur­be­trach­tung

Im Feuil­le­ton der ak­tu­el­len Aus­ga­be der »Zeit« ist ein klei­ner, fast ein we­nig ver­stecker, fei­ner Ar­ti­kel der deut­schen Schrift­stel­le­rin Ma­ri­on Po­sch­mann zu le­sen.

In­ner­halb ei­ner Ar­ti­kel­se­rie mit dem eher schwam­mi­gen Ti­tel »Die Zu­kunft der Na­tur« ist Po­sch­manns »Traut dem Au­gen­schein!« ein kur­zes, aber em­pha­ti­sches Plä­doy­er für ei­nen ra­di­kal an­de­ren Um­gang mit dem, was wir (oft ge­nug fälsch­li­cher­wei­se) Na­tur nen­nen.

Ein biss­chen fühl­te ich mich bei ih­ren Ge­dan­ken an die sei­ner­zeit hef­tig dis­ku­tier­ten Fern­sehfilme des Jour­na­li­sten Horst Stern er­in­nert, der in den 70er Jah­ren un­ter an­de­rem mit dem ver­kitsch­ten Blick ei­ner­seits und dem rein öko­no­mi­schen Blick an­de­rer­seits auf­räu­men und in dra­sti­schen Wor­ten (und Bil­dern) die Na­tur­lo­sig­keit des »mo­der­nen Men­schen« auf­zeig­te.

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Wi­der die Kir­che als »Mar­ke«

Chri­sti­an Nürn­ber­gers flam­men­de Po­le­mik im letz­ten »Süd­deut­sche Zei­tung Ma­ga­zin« »Ko­rin­ther 9,99 Eu­ro« ist auch (und ge­ra­de!) für Athe­isten oder Agno­sti­ker ei­ne in­ter­es­san­te und be­we­gen­de Lek­tü­re. Denn hin­ter der Wut des Au­tors auf ei­ne see­len­lo­se Funk­tio­närs­kir­che ver­birgt sich ja der in­ni­ge (nicht zu de­nun­zie­ren­de) Wunsch, es mö­ge an­ders sein.

So wie die Kir­che nach Nürn­ber­gers Be­ob­ach­tung vor­an­schrei­tet, wird das aber nichts. Das Ein­zug ge­hal­te­ne Den­ken von den Mis­sio­na­ren ei­ner frem­den Re­li­gi­on passt na­tür­lich nicht zur christ­li­chen Bot­schaft. So wer­den auch noch die letz­ten Ge­treu­en mit dem öko­no­misch-wich­tig­tue­ri­schen Vo­ka­bu­lar schicker Wer­be­lüm­mel ver­trie­ben. Man könn­te, nein: man muss fra­gen, wie ver­zwei­felt die Kir­che sein muss, sich der­art aus­zu­ver­kau­fen.

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Ein glo­ba­les To­le­do

Un­ter dem Ein­druck des da­mals hef­tig to­ben­den »Ka­ri­ka­tu­ren-Streits« schrieb Bo­tho Strauß Mit­te Fe­bru­ar 2006 ei­nen auch heu­te noch höchst in­ter­es­san­ten, ei­gent­lich er­staun­lich we­nig dis­ku­tier­ten, kur­zen Auf­satz im »Spie­gel« mit dem la­ko­ni­schen Ti­tel »Der Kon­flikt«.

Lässt man Strauß’ ge­le­gent­lich un­ter­schwel­lig an­klin­gen­de, pes­si­mi­sti­sche Sicht hin­sicht­lich ei­ner in näch­ster Zeit be­vor­ste­hen­den »Mehr­heits­ver­schie­bung« ein­mal bei­sei­te (frei­lich klar­stel­lend, nicht die Kö­ter­spur des Ras­sis­mus be­die­nen zu wol­len), so bleibt ei­ne prä­gnan­te Dia­gno­se:

Wie oft be­schrie­ben, be­zieht der Is­lam sei­ne stärk­ste Wir­kung aus sei­ner so­zia­len In­te­gra­ti­ons­kraft. Sei­ne dies­sei­ti­gen Vor­tei­le lässt man leicht au­ßer acht, wenn man sich mit dem po­li­tisch-spi­ri­tu­el­len Kon­flikt be­schäf­tigt.

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Po­si­ti­ve Dis­kri­mi­nie­rung

Wie der bri­ti­sche »Guar­di­an« be­rich­tet, sol­len ab 2008 Neu­stu­den­ten in Gross­bri­tan­ni­en bei ih­rer An­mel­dung un­ter an­de­rem nach dem Bil­dungs­grad ih­rer El­tern be­fragt wer­den. Auch Fra­gen, die ei­nen un­mit­tel­ba­ren Schluss zu ih­rer »so­zia­len Schicht« zu­las­sen, sol­len ge­stellt wer­den. Sinn der Mass­nah­me ist es, auch An­ge­hö­ri­gen von un­te­ren Schich­ten die Mög­lich­keit ei­nes Stu­di­ums ein­zu­räu­men und die­se even­tu­ell zu för­dern.

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»Ju­ri­sti­scher Pups«

Es ist schwie­rig, in der all­ge­mei­nen Skan­da­li­sie­rung um die Frank­fur­ter Rich­te­rin, die dann flugs zum Be­leg für die »Ko­ran­hö­rig­keit« der deut­schen Ju­stiz auf­ge­bla­sen wird, ei­ne be­son­ne­ne, ru­hi­ge Stim­me zu fin­den, die sich dem all­ge­mei­nen Ge­gei­fer nicht an­schliesst. Selbst so li­be­ra­le und nor­ma­ler­wei­se ver­ant­wor­tungs­vol­le Po­li­ti­ker wie Die­ter Wie­fel­spütz von der SPD wa­ren nicht vor vor­schnel­len Ver­ur­tei­lun­gen ge­feit; da woll­te wohl nie­mand zu­rück­ste­hen.

He­ri­bert Prantl stellt in der heu­ti­gen Aus­ga­be der »Süd­deut­schen Zei­tung« klar, dass die »Af­fä­re«, die (von den üb­li­chen Ver­däch­ti­gen lie­bend ger­ne) als »Kul­tur­kampf« hoch­sti­li­siert wird, nur ein ju­ri­sti­scher Pups ist.

Da­bei lässt Prantl – na­tür­lich! – kei­nen Zwei­fel dar­an, dass die Be­grün­dung der Rich­te­rin gro­ber Un­fug ist. Na­tür­lich darf man sich nicht auf den Ko­ran be­zie­hen, der (je nach Aus­le­gung) häus­li­che Ge­walt recht­fer­ti­gen könn­te. Aber Prantl stellt auch klar:

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Ab­schied von den Al­ten

An­ge­regt durch »en-pas­sant« in ei­nem Kom­men­tar wur­de ich auf ein kur­zes, aber interess­antes Ge­spräch in der FAZ zwi­schen Hu­bert Spie­gel und den bei­den Schrift­stellerinnen Si­byl­le Le­witschar­off und Fe­li­ci­tas Hop­pe auf­merk­sam. Un­ter dem leicht phi­li­ster­haf­ten Ti­tel »Ha­ben Sie Über­vä­ter, mei­ne Da­men?« ent­wickelt sich ein er­staun­li­ches Selbst­be­wusst­sein ei­ner Schrift­steller­ge­nera­ti­on den »al­ten Gar­den« ge­gen­über.

Es geht gleich in me­di­as res und es fal­len küh­ne Sät­ze, wie hier von Fe­li­ci­tas Hop­pe:

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Egon Bahr wird 85

Egon Bahr (c Wikipedia)
Egon Bahr (c Wi­ki­pe­dia)
Wenn man die »Tutz­in­ger Re­de« [PDF-Do­ku­ment] von 1963 von Egon Bahr heu­te liest und sie gleich­zei­tig von dem spe­zi­el­len The­ma des »Kal­ten Krie­ges« ent­kop­pelt, so kann man den Äu­sse­run­gen noch viel Nütz­li­ches ent­neh­men. Sel­ten traf ein Ti­tel so ge­nau ins Schwar­ze: Wan­del durch An­nä­he­rung. Das galt da­mals als sen­sa­tio­nell, ja re­vo­lu­tio­när. Der »Osten« galt als »Feind«; die Ade­nau­er-Ära tat ein üb­ri­ges an der Ver­fe­sti­gung die­ser pau­scha­len Welt­sicht. Und da kam je­mand, der zum vor­sich­ti­gen (und ziel­ge­rich­te­ten) Dia­log mit dem »Teu­fel« auf­rief.

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Selbst­über­hö­hungs­phan­ta­sien und Dumm­heit

Zwei Ar­ti­kel in der ak­tu­el­len ZEIT, die sich mit dem RAF-Ter­ro­ris­mus auseinandersetzen:Peter Schnei­ders sich auf­klä­re­risch ge­ben­der Auf­satz »Rä­cher wol­len sie sein« und Jan Phil­ipp Reemts­mas bril­lan­te Ana­ly­se »Lust an Ge­walt«.

Un­ter­schied­li­cher könn­ten die Tex­te fast nicht sein – ob­wohl bei­de zu ei­nem ähn­li­chen Re­sul­tat kom­men. Aber wie so oft ist der Weg min­de­stens ein Teil des Ziels.

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