Die Schach­tel

Seit zehn Jah­ren steht sie un­ter der Ab­wasch, hört das Was­ser über sich und dem Topf und der Pfan­ne rö­cheln und schwap­pen. Ent­schlos­sen um­funk­tio­niert, da­mals, von ei­ner Frau, die sich als Ord­ne­rin bei Um­zü­gen ein Zu­brot zur schma­len Ren­te ver­dien­te. Ob sie noch lebt? Si­cher! Die Schach­tel dient wei­ter, sie schafft und ge­stal­tet Raum und gibt den Din­gen Her­ber­ge. Ih­re Öff­nung hat­te sich, schein­bar für im­mer, den Blicken zu­ge­kehrt, die sel­ten, aber re­gel­mä­ßig auf sie fal­len wür­den. Die­se Schach­tel ver­birgt nicht, sie zeigt. Mir ist, als wür­de sie spre­chen, mei­ne Spra­che ver­bes­sern: Nicht sel­ten, oft! Du weißt nicht, wie ge­schäf­tig du bist. An ih­rer Stirn ist die Li­nie mit den Jah­ren ge­sun­ken, die Sor­gen­fal­te un­merk­lich ge­wach­sen. Kein Wun­der, oder doch: daß die Schach­tel aus­harrt, noch.

© Leo­pold Fe­der­mair