Kri­tik aus »dem In­ne­ren«: Wal­ter van Ros­sum

Kri­tik an Me­di­en und am Jour­na­lis­mus kommt zur Zeit mehr­heit­lich, wenn auch nicht aus­schließ­lich von au­ßen, den Se­hern, den Le­sern, den Re­zi­pi­en­ten. Um so schwer­wie­gen­der ist es, wenn ein Jour­na­list dem Be­trieb ei­ne ge­ra­de­zu ver­nich­ten­de Kri­tik aus­stellt und da­mit die Kri­ti­ker von au­ßer­halb be­stä­tigt und be­stärkt: Der freie Au­tor und Me­di­en­kri­ti­ker Wal­ter van Ros­sum ist manch­mal et­was grob, was wohl sei­nem Är­ger ge­schul­det ist, er klagt, ist gleich­zei­tig aber des­il­lu­sio­niert, bis­wei­len schimpft er fast; um­so er­staun­li­cher ist sein Fa­zit: »Aber ich glau­be al­les in al­lem nicht, dass das Sy­stem der al­ten Öf­fent­lich­keit re­ha­bi­li­tier­bar ist, ich hal­te es nicht ein­mal für wün­schens­wert. Ir­gend­wie durch­lebt die Ge­sell­schaft ge­ra­de ei­nen me­di­en­kri­ti­schen Crash­kurs – was nach Jah­ren der me­di­en­kri­ti­schen Öde auch drin­gend nö­tig war. Da­bei ha­ben wir schon ei­nes ge­lernt, was ich für groß­ar­tig hal­te, näm­lich das me­dia­le Im­pro­vi­sie­ren. Wir ba­steln uns ge­ra­de – je­der auf sei­ne Art – die In­for­ma­tio­nen zu­sam­men, die wir brau­chen. Und dar­in steckt in mei­nen Au­gen schon so et­was wie ei­ne Skiz­ze der me­dia­len Zu­kunft. Ich fin­de die Chan­cen auf­re­gen­der als die Kla­ge über die Ver­lu­ste.«

Er be­ginnt mit der Fest­stel­lung, dass Auf­klä­rung nicht mehr funk­tio­nie­re, »sie ist so­zu­sa­gen man­gels ge­eig­ne­ten Per­so­nals aus­ge­schlos­sen.« Die jour­na­li­sti­schen Stan­dards sind kaum mehr vor­han­den: »Dass jour­na­li­sti­sche Qua­li­tät die In­stru­men­ta­li­sie­rung der Öf­fent­lich­keit ver­hin­dern und nicht erst er­mög­li­chen soll­te, das ist ei­gent­lich so tri­vi­al, dass man es kaum aus­zu­spre­chen wagt. Lei­der muss man es aber.« Und: »[...] der ein­zi­ge Grund, war­um die­se Pres­se noch in­ter­es­sant ist: Sie gibt den ver­un­si­cher­ten Men­schen die Il­lu­si­on von Halt und ideo­lo­gi­scher ‘Selbst­ge­rech­tig­keit’, wie es ist, ist es rich­tig, und die Me­di­en er­klä­ren, war­um.« — Man fühlt sich et­wa an die häu­fig kom­mu­ni­zier­te Un­aus­weich­lich­keit po­li­ti­scher Ent­schei­dun­gen er­in­nert.

Nach den Ur­sa­chen der feh­len­den Stan­dards ge­fragt, holt er aus: »Al­so, ich will ein­mal so sa­gen: Es gibt ei­nen ganz ein­fa­chen Grund, war­um es heu­te be­son­ders leicht ist, En­ten in Um­lauf zu brin­gen: Bis vor et­wa 20 Jah­ren gab es in der me­dia­len Öf­fent­lich­keit näm­lich noch ei­nen be­mer­kens­wer­ten Plu­ra­lis­mus. Der ist aber ge­mein­sa­men mit dem par­la­men­ta­ri­schen Plu­ra­lis­mus mehr und mehr ver­schwun­den. Und das führt uns zu der Kar­di­nal­sün­de des re­al exi­stie­ren­den Jour­na­lis­mus: Sei­ne An­leh­nung an die herr­schen­den po­li­ti­schen In­ter­es­sen und Pro­gram­me. Im Zu­ge die­ser Ent­wick­lung soll­te man sich zu­nächst ein­mal von der Vor­stel­lung ver­ab­schie­den, dass die mei­sten Jour­na­li­sten über­haupt noch über so et­was wie ei­ne ei­gen­stän­di­ge Auf­fas­sung vom Lauf der Din­ge ver­fü­gen – von ei­gen­sin­nig mal ganz zu schwei­gen. Ich wa­ge je­den­falls die Be­haup­tung, dass der jour­na­li­sti­sche Main­stream we­der über spe­zi­el­le Kennt­nis­se ver­fügt, noch vom Wil­len zu ver­tief­ter Er­kennt­nis be­seelt ist. Zum Bei­spiel kön­nen die mei­sten Russ­land-Kor­re­spon­den­ten nicht ein­mal Rus­sisch und schrei­ben je­den Blöd­sinn von- und un­ter­ein­an­der ab, wie ich das mal an ein paar Bei­spie­len in ei­nem Ra­dio-Fea­ture be­legt ha­be. Und kei­ner brauch­te sich da­bei Sor­gen zu ma­chen, dass in ei­nem an­de­ren Blatt wo­mög­lich ei­ne Ge­gen­dar­stel­lung er­schie­ne. Der Grund zur Sor­ge kam jetzt aus ei­ner Rich­tung, die kei­ner die­ser selbst­herr­li­chen Ty­pen über­haupt auf dem Schirm ge­habt hat. Näm­lich vom ei­ge­nen Pu­bli­kum, das fest­ge­stellt hat, dass da vor al­lem Be­haup­tun­gen ver­brei­tet wer­den, und zwar in al­ler Re­gel fal­sche und ge­fähr­li­che.

Kurz­um, in al­ler Re­gel sind Jour­na­li­sten kei­ne Men­schen, die sich dem Tu­mult des Rea­len so­wie Wag­nis ei­ner ei­ge­nen Ana­ly­se aus­set­zen. Nach mei­ner Er­fah­rung sind Jour­na­li­sten eher Men­schen, die ge­ra­de­zu Angst vor der dunk­len Un­ru­he des Rea­len ha­ben und sich lie­ber an ge­ra­de ir­gend­wie gel­ten­de Sprach­re­ge­lun­gen, Nor­men und Kon­ven­tio­nen hal­ten und da­bei ge­ra­de­zu ver­zwei­felt in schlich­ten und bi­nä­ren Er­klä­rungs­mu­stern Ret­tung su­chen, al­so ei­nem Den­ken et­wa in Gut vs. Bö­se, Freund vs. Feind usw. usf.

Die all­seits be­lieb­te Dar­stel­lung der La­ge in der Ukrai­ne als ei­nem Land, in dem sich De­mo­kra­ten und pro­rus­si­sche Se­pa­ra­ti­sten ge­gen­über­stün­den, lässt sich al­so nicht nur durch pu­re Ah­nungs­lo­sig­keit er­klä­ren, son­dern auch mit der Sehn­sucht nach ein­fa­chen Ge­schich­ten. Kom­ple­xe­re Ge­schich­ten tau­gen näm­lich nicht als Auf­re­ger und in­so­fern Kar­rie­re­tur­bo… So sto­ßen wir in der Be­richt­erstat­tung über die Ukrai­ne dann auch auf ei­ne Rhe­to­rik, die seit 200 Jah­ren die Russ­land­kor­re­spon­denz be­herrscht, kurz ge­sagt, die Pa­ra­phra­se auf den sla­wi­schen Un­ter­men­schen. Und Vla­di­mir Pu­tin gibt jetzt so­zu­sa­gen den Su­per­un­ter­mensch – Dik­ta­tor, Im­pe­ria­list, Wel­ten­er­o­be­rer und ‑be­dro­her zu­gleich.«

Wich­tig ist, dass sei­ne Kri­tik oh­ne zen­tra­le Ver­schwö­rung aus­kommt: »Ei­nen Füh­rer­be­fehl darf man ge­trost aus­schlie­ßen – denn sol­cher An­stif­tung be­dür­fen un­se­re Me­di­en nicht mehr. Nein, der­lei ver­steht man nur, wenn man ka­piert, dass ein sol­cher Auf­stand in uns­rer jour­na­li­sti­schen Welt­wahr­neh­mung gar nicht vor­ge­se­hen ist – und von den ideo­lo­gi­schen Kon­tex­ten – da­mit mei­ne ich po­li­ti­sche Set­zun­gen, In­ter­es­sen und „Frames“ – auch gar nicht er­wünscht ist.« Und: »Vie­le Leu­te spre­chen heu­te wie­der von ei­ner Gleich­schal­tung der Me­di­en. Das kann ich in ge­wis­ser Wei­se ver­ste­hen – so sieht es ja auch aus. So ein­fach ist es aber lei­der nicht. Wie funk­tio­niert die­se Gleich­schal­tung denn? Und wer schal­tet da? […] Ich glau­be in­so­fern nicht, dass man da ir­gend­wo Leu­te wirk­lich raus­ge­schmis­sen hät­te, die sich ei­ne et­was an­de­re Wahr­neh­mung und Dar­stel­lung der Din­ge er­laubt hät­ten. Sehr wohl aber gibt es kei­ne Struk­tu­ren, die der­lei be­lohnt hät­ten. Und es gibt kaum mehr Per­so­nal, das ei­ne ei­ge­ne Sicht und Zeit für ei­ne sol­che hat. Der ty­pi­sche Me­di­en­mensch heu­te glaubt, den Auf­trag der Ob­jek­ti­vi­tät er­füllt er da­durch am be­sten, wenn er sich an die Vor­ga­ben der bür­ger­li­chen Mit­te hält. Was wir hier kon­sta­tie­ren müs­sen, ist al­so mehr ei­ne Selbst-Gleich­schal­tung und –Un­ter­wer­fung der Jour­na­li­sten denn so et­was wie ei­ne kon­sta­tier­te Ak­ti­on.«

Man kann die­se Kri­tik als ideo­lo­gisch ab­tun, aber dass der größ­te Teil der Jour­na­li­sten und Me­di­en­leu­te aus ei­ner be­stimm­ten und eher en­gen Ge­sell­schafts­schicht stammt kann man kaum leug­nen (das ist in an­de­ren Be­rei­chen ähn­lich); und dass sie ih­re Über­zeu­gun­gen und Ge­wohn­hei­ten mit­brin­gen, eben­so; selbst wenn man will, kann man sich von ih­nen kaum völ­lig frei ma­chen, da­durch ent­ste­hen Zwän­ge, »Rol­len­mu­ster« und »Ver­hal­tens­leit­bil­der«, mehr aus ei­nem Be­wusst­sein als be­wusst und durch Un­ter­re­prä­sen­ta­ti­on an­de­rer so­zia­ler Schich­ten und Ge­wohn­hei­ten, durch man­geln­de Kri­tik und Di­stanz: Man schmort im ei­ge­nen Saft (wo­für man ei­gent­lich ein Sen­so­ri­um ha­ben soll­te).

* * *

Al­le Zi­ta­te stam­men aus die­sem In­ter­view. Ei­ni­ge Kur­siv­set­zun­gen aus dem Ori­gi­nal wur­den nicht über­nom­men. Das an­ge­spro­che­ne Ra­dio-Fea­ture fin­det man dort.

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  2. Von Ros­sum ist in der Tat ein Der­wisch und zu­wei­len sind sei­ne Dia­gno­sen reich­lich grob­schläch­tig. So ist es z. B. im­mer ge­we­sen, dass Jour­na­li­sten ei­ner eher ge­ho­be­ne­ren Schicht an­ge­hör­ten, selbst wenn die For­mal­qua­li­fi­ka­tio­nen wie heu­te als Hin­der­nis­se nicht gab. Auch ist es ein biss­chen ein­fäl­tig so zu tun, als hät­te es in frü­he­ren Jah­ren ei­nen grö­sse­ren Plu­ra­lis­mus als heu­te ge­ge­ben.

    Ge­ra­de­zu dümm­lich fin­de ich die­sen En­thu­si­as­mus, der sich in sol­chen Sät­zen zeigt: »Wir ba­steln uns ge­ra­de – je­der auf sei­ne Art – die In­for­ma­tio­nen zu­sam­men, die wir brau­chen. Und dar­in steckt in mei­nen Au­gen schon so et­was wie ei­ne Skiz­ze der me­dia­len Zu­kunft. Ich fin­de die Chan­cen auf­re­gen­der als die Kla­ge über die Ver­lu­ste.« Ich weiß nicht, was ei­ner Art Fil­ter­bla­sen-In­fo­tain­ment auf­re­gend sein soll. Wenn das die »me­dia­le Zu­kunft« sein soll – dann ver­zich­te ich lie­ber dar­auf. In­dem sich je­der »sei­ne« In­for­ma­tio­nen zu­sam­men­stellt, wie er sie »braucht«, ent­ste­hen ja die ver­zer­ren­den Bil­der. Es wä­re ja ge­ra­de die Auf­ga­be des Jour­na­lis­mus, die­se Bil­der zu neu­tral zu be­fra­gen.

    Sehr merk­wür­dig auch die Kla­ge, dass die »Auf­klä­rung« nicht mehr »funk­tio­nie­re«. Aber was be­deu­tet ei­gent­lich »Auf­klä­rung«? Die »Nach­denk­sei­ten« le­sen? Das ist es doch ganz be­stimmt nicht.

    Ich kann mit die­ser Kri­tik we­nig an­fan­gen. Auch die Bei­spie­le, die er bringt, über­zeu­gen nicht. Von Ros­sum kri­ti­siert, dass die Me­di­en auf­grund von In­di­zi­en den Is­la­mis­mus­hin­ter­grund der Pa­ri­ser Mor­de so­zu­sa­gen im­pli­zit ge­schlos­sen und be­haup­tet ha­ben. Er plä­diert da­für, man hät­te sa­gen sol­len, »dass die Tä­ter ganz of­fen­bar Is­la­mi­sten dar­stel­len woll­ten«. Die­se Äu­ße­rung wä­re aber ge­nau­so wer­tend wie das, was er kri­ti­siert. Im Ge­gen­teil: Da­mit wür­de sug­ge­riert, dass die Ta­ten viel­leicht ei­nen an­de­ren Hin­ter­grund hät­ten. Der ent­schei­den­de Punkt ist ein­fach, dass ich die Wer­tung des Jour­na­li­sten – is­la­mi­sti­scher Hin­ter­grund oder nur An­schein ei­nes sol­chen – gar nicht brau­che. Man hät­te sich mit den Fak­ten, die es ja gibt, zu­frie­den­ge­ben kön­nen: Zwei Män­ner er­mor­den Ka­ri­ka­tu­ri­sten und Po­li­zi­sten, ru­fen »Gott ist groß« und brül­len ih­re Ra­che her­aus. Den Rest kann ich mir dann schon sel­ber den­ken.

  3. Dan­ke für die Zi­ta­te-Pas­sa­gen. Gibt ein gu­tes Bild.
    Ich den­ke, die aus­ge­wähl­ten Ein­las­sun­gen sind nicht völ­lig kon­si­stent (Idea­le ka­putt, aber Zu­kunft hei­ter, bis wol­kig...). Von Ros­sum steckt als In­si­der na­tür­lich in der Zwick­müh­le. Kann ich ver­ste­hen.
    Spon­tan dach­te ich: es ist das 3. Bür­ger­li­che Schei­tern, wel­ches er be­schreibt. Nach dem ver­geb­lich Ver­such, für die De­mo­kra­tie ein ge­mein­schaft­li­ches Ethos her­zu­stel­len, den be­rühm­ten Kon­sens »un­ter De­mo­kra­ten«, nach dem sy­stem-be­dingt un­ver­meid­li­chen Schei­tern, den Ka­pi­ta­lis­mus zu ei­ner so­zia­len Markt­wirt­schaft zu zäh­men, ah­nen wir heu­te schon die drit­te Nie­der­la­ge: ei­ne po­li­tisch neu­tra­le, in­tel­li­gen­te und Schicht-un­ab­hän­gi­ge Pres­se ein­zu­rich­ten. Ich wüss­te auch nicht, was dar­an Lust auf die Zu­kunft wecken soll­te.

  4. @Gregor
    Wie es um den Plu­ra­lis­mus frü­her stand, weiß ich nicht (öko­no­mi­sche Kon­zen­tra­tio­nen und »Spar­zwän­ge« kön­nen die Si­tua­ti­on aber ver­schlech­tert ha­ben, even­tu­ell auch an­de­re Ent­wick­lun­gen). Dass Jour­na­li­sten oder schrei­ben­de Per­so­nen meist aus be­stimm­ten Schich­ten ka­men, stimmt wohl, hilft aber nicht wei­ter das Pro­blem un­ge­nü­gen­der Re­prä­sen­ta­ti­on oder Di­ver­si­fi­zie­rung zu lö­sen.

    Man­che Din­ge die van Ros­sum an­spricht tei­le ich, wenn auch nicht in der vor­ge­brach­ten Pau­scha­li­tät, et­wa die man­geln­den Sprach­kennt­nis­se von Russ­land­kor­re­spon­den­ten (»Per­so­nal«) oder die Nä­he zu den »Zen­tren von Macht« (da muss man gar nicht in die Po­li­tik ge­hen, den­ken wir an die Li­te­ra­tur­kri­ti­ker, die die Bü­cher die sie re­zen­sie­ren aus den Li­sten der gro­ßen Ver­la­ge aus­su­chen). Und dann be­ginnt man zu ba­steln, je­den­falls ver­ste­he ich ihn da so: Man sucht Buch­be­spre­chun­gen an an­de­ren Or­ten, wenn sie in den Zei­tun­gen nicht mehr ge­nü­gen und da gibt es mitt­ler­wei­le et­li­che; oder man liest Blogs von Leu­ten, die rus­sisch kön­nen und Tex­te über­set­zen, usw. Na­tür­lich sind die­se Er­gän­zun­gen nicht per se bes­ser als das Ge­wohn­te, aber mitt­ler­wei­le not­wen­dig (und nicht das­sel­be wie In­fo­tain­ment). Klar, man muss dar­über nicht en­thu­sia­stisch wer­den oder Heils­er­war­tun­gen ver­fal­len, aber ich se­he die­se Er­gän­zun­gen als Kon­trast und im Grun­de ein­mal po­si­tiv. Was ich z.B. brau­che, wä­re ei­ne öko­no­mi­sche Ana­ly­se der Pro­ble­me des eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raums oder der grie­chi­schen Si­tua­ti­on im Be­son­de­ren. So et­was muss man su­chen und man nimmt es wo man es fin­det, wenn man es fin­det (oft sind es Tei­le und ver­schie­de­ne Quel­len). Ich le­se ger­ne et­was, das mei­nen An­sich­ten wi­der­spricht und es nicht mehr ei­ne Zei­tung, die mir al­les lie­fert, son­dern ein gro­ße Zahl an Quel­len. Das ist m.E. mit Ba­steln ge­meint.

    Van Ros­sum hat m.W. nichts mit den Nach­denk­sei­ten zu tun. Aber Auf­klä­rung kann auch da­durch ent­ste­hen, dass man ver­schie­de­nen Sei­ten Ge­hör schenkt und dann selbst dar­über nach­denkt, nie­mand hat die Wahr­heit für sich ge­pach­tet. — Ein Jour­na­list soll­te mög­lichst ob­jek­tiv be­rich­ten, gut (viel­leicht ist ja ge­ra­de das schon Auf­klä­rung). Aber er darf dar­aus auch (!) Schlüs­se zie­hen und Be­wer­tun­gen an­stel­len, im schlimm­sten Fall ei­ne Mei­nung ha­ben (am be­sten »räum­lich« ge­trennt; das Is­la­mi­sten­bei­spiel fand ich auch selt­sam).

    @die kal­te So­phie
    Die­ses Mo­dell ist ei­ne ganz gu­te Zu­sam­men­fas­sung von Zwän­gen und Ein­flüs­sen, de­nen Me­di­en aus­ge­setzt sind (auch wenn das nicht völ­lig ak­tu­ell und kei­nes­wegs un­be­kannt ist).

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  6. @metepsilonema
    Der Un­ter­schied zu frü­her ist, dass Jour­na­li­sten heut­zu­ta­ge den An­schein der Ob­jek­ti­vi­tät er­zeu­gen wol­len und mit ei­nem Wahr­heits­an­spruch da­her­kom­men, der sich dann oft­mals als Schi­mä­re ent­larvt. Frü­her konn­te man die Mei­nungs-Jour­na­li­sten ganz klar her­aus­fil­tern, zu­mal es auch ge­nug gab, die sich we­nig­stens be­müh­ten, al­len Sei­ten ge­recht zu wer­den. Dass Jour­na­li­sten ei­ne Mei­nung ha­ben, ist nicht schlimm. Sie dür­fen sie nur nicht als Ob­jek­ti­vi­tät »ver­kau­fen«.

  7. [..] Wich­tig ist, dass sei­ne Kri­tik oh­ne zen­tra­le Ver­schwö­rung aus­kommt

    schö­ner punkt. ja, so ist das.

    und wie im­mer, wenn die zunft zu­recht und oh­ne sich mit den neo-non­kon­for­mi­sti­schen VT-alu­hüt­lern ge­mein zu ma­chen, eins auf den dätz be­kommt, kreischt sie auf und la­belt die be­rech­tig­te kri­tik so lan­ge um, bis der, der kri­ti­siert, als spin­ner da steht und sie wie­der mit hei­li­gen­schein.

    man muss kei­ner VT an­hän­gen, man muss sich nicht auf die sei­te de­rer schla­gen, die jetzt hin­ter je­dem busch fin­ste­re mäch­te se­hen, um zu ver­ste­hen, wie recht van ros­sum mit sei­ner me­di­en­schel­te hat. auch wenn ich ein biß­chen fürch­te, daß lei­der auch die »gu­ten« im (vor al­lem ra­dio) ÖR mit in den sack ge­steckt wer­den. und, daß van ros­sum jetzt auch nur »ver­ju­belt« wird von leu­ten, die ihr leb­tag nie was von ihm ge­hört ha­ben und die ihn, wenn er mal nicht mehr für ih­re de­bi­le zie­le brauch­bar ist, auch in die­sem sack stecken wer­den.

    ich nen­ne das (bei mir »zu­hau­se«)

    http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2015/06/eine-lanze-fur-walter.html

    das »AFD-syn­drom«: je­mand hat ei­ne be­rech­tig­te ein­sicht, »ver­kün­det« sie, ge­winnt »an­hän­ger« ... und am schluss tan­zen die mäu­se auf den tisch, die sich ei­nen deut um die kom­ple­xi­tät sche­ren und lie­ber pri­mi­ti­ven pa­ro­len fol­gen, wie der lucke ja ge­ra­de am ei­ge­nen leib spürt.

    was die alu­hüt­le­ri­schen krei­scher ger­ne über­se­hen ist der ort, an dem van ros­sum und an­de­re ih­re kri­tik über­haupt erst for­mu­lie­ren kön­nen. das ist eben ge­nau der ÖR, das sy­stem, das wir da­für be­zah­len, daß dies mög­lich ist, und das die sel­ben ir­ren im glei­chen atem­zug ger­ne ab­ge­schafft sä­hen.

    im pri­va­ten oder gar auf you­tube ist die­se art kri­tik nichts, was den mann er­näh­ren wür­de. wenn ich al­so »ei­ne lan­ze für wal­ter« rei­te, rei­te ich auch ei­ne für den ÖR, oh­ne den vie­le de­bat­ten nicht mög­lich wä­ren. man soll­te da das kind nicht mit dem ba­de aus­schüt­ten.

    lei­der be­steht ge­ra­de ge­nau die­se ge­fahr, weil die mäu­se mit alu­hut nichts aus­ein­an­der hal­ten kön­nen und eher nach be­stä­ti­gung für ih­re wir­ren und un­zu­sam­men­hän­gen­den VTs su­chen.

    wal­ter van ros­sum ge­hört für mich – in kennt­nis sei­ner ar­beit – nicht zu den mäu­sen, er ist ei­ne kat­ze und muss nun auf­pas­sen, mit wem er sich ge­mein macht.

  8. @gregor

    [..] zu­wei­len sind sei­ne Dia­gno­sen reich­lich grob­schläch­tig

    phhhht ... schon mal »wi­der die hor­den al­lahs« ge­hört? oder »Stau­nen über das Abend­land – Wie der Ori­ent uns sah und sieht«? sei­ne sen­dung über wau hol­land? »Äs­the­ti­scher Ex­zess – Die Be­sied­lung der künst­li­chen Pa­ra­die­se«? um nur mal ein paar aus mei­nem seit 30 jah­ren gut be­stück­ten und prop­per ge­führ­tem ar­chiv, das zzt. 22 lan­ge fea­tures von ihm auf­li­stet, zu zer­ren.

    nein, das mit der »grob­schläch­tig­keit« se­he ich ganz und gar nicht so, eher das ge­gen­teil – sei­ne sa­chen er­for­dern eher ei­nen re­zi­pi­en­ten, der zu dif­fe­ren­zie­ren ge­wohnt ist. die neu­en »fans«, die er ge­ra­de ge­winnt, möch­te ich je­den­falls nicht ge­schenkt ha­ben, die ken­nen nichts wirk­lich von ihm, die hat man zum schau­platz ei­nes un­falls ge­ru­fen und nun ste­hen sie – für kur­ze zeit – am stra­ßen­rand und gaf­fen.